Doch die Erfahrung zeigt, dass diese Vorhaben oft scheitern: weil die Tage zwischen den Jahren dann doch nicht ausreichen, oder weil man sich nicht aufraffen kann. Manchmal tut es dann einfach gut, auf der Couch zu liegen, ein Buch zu lesen, eine CD zu hören. Die Weihnachtspost in Ruhe anzuschauen oder mit einem Freund, einer Freundin zu telefonieren. Manchmal aber nicht einmal das. Vielmehr einfach da sitzen, in mich gehen, nachdenken, schweigen. Ein paar Kerzen dürfen brennen. Das ist aber auch alles.
Die Zeit zwischen den Jahren hat für mich eine besondere Qualität. Sie ist - meine ich - keine gute Zeit für große Vorsätze oder übertriebene Räumungsarbeiten. Vielmehr ist sie eine Zeit, Weihnachten noch einmal in aller Ruhe nachklingen zu lassen. Sich der Menschwerdung und der Nähe Gottes bewusst zu werden. Dankbar IHM das zu Ende gehende Jahr in die Hände zurückzulegen und vertrauensvoll mit IHM in die vor uns liegende Zeit zu gehen. "Zwischen den Jahren", eine Zeit auch zwischen Aktionismus und Ruhe, zwischen Arbeit und Urlaub, zwischen Erwartungen und Sehnsüchten. Versuchen wir, diese Tage gut zu gestalten, für uns selbst zu nutzen. Oder wie es Gisela Balles schreibt in einem ihrer Texte:
JETZT
JETZT ist die Zeit,
dankbar zu sein
für mein Leben
und für die Menschen,
die mein Leben bereichern.
JETZT ist die Zeit,
das Geschenk des Lebens
täglich neu zu begrüßen,
den Menschen, die ich liebe,
dies zu sagen oder zu zeigen.
Michael Prokschi, Dekan Dekanat Miltenberg