In Zwiesprache treten mit einem Gegenüber, das wir Gott nennen. Dieser über unseren Horizont hinaus ragenden Macht, die in eine persönliche Beziehung mit uns treten möchte.
Beten kann so vielfältig sein. Vom zaghaften Stammeln zum inbrünstigen Flehen, vom verzweifelten Aufschrei zum inneren Ringen, vom Stoßgebet aus aktueller Not zum regelmäßigen Gebet – sei es zu den Mahlzeiten, vor dem Schlafengehen oder in Gottesdiensten. Nicht nur das Bitten hat da seinen Platz, auch das Danken. Oft bedanke ich mich bei Gott für all das Gute, mit dem ich reich beschenkt bin. Für die gelungene Begegnung, das Dach über dem Kopf, das wohlbehaltene nach Hause kommen. Ganz selbstverständlich fließt es in meinen Alltag ein, beim Laufen auf den Wegen, beim Spülen oder beim Richten eines Blumenstraußes. Gott danken, ja sogar loben. Wie hat schon der Psalmbeter formuliert? ‚Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat'.
Wenn ich bete mache ich mir bewusst, was ich habe oder brauche, ich benenne es und bringe es an einen Adressaten. In der Hoffnung, dass da ein Gegenüber ist, das mich ernst nimmt und auf mich hört, bleibe ich mit meinem Anliegen nicht alleine. Das gibt Ruhe, Trost und Kraft.
Dies kann ich auch für andere tun, was u.a. in den Fürbitten in jedem Gottesdienst seinen Platz hat.
Im Idealfall ist beten nicht nur reden – ich darf auch hören, was Gott zu mir sagt. Dies geschieht am Besten in der Stille, beim Lesen seines Wortes und in wacher Aufmerksamkeit in den alltäglichen Begebenheiten. Da fällt mir auf, dass die Figur gar keine Ohren hat. So weit ist der Betende wohl noch nicht, oder hört er mit seinem ganzen Körper? Eine gewisse Erwartungshaltung meine ich diesem Beter abzuspüren. Was immer eine betende Person bewegt, ich wünsche ihr, dass ihre Gebete auf Resonanz stoßen und dass sie Mut zum ersten Schritt bekommt.
Andrea Marquardt
evangelische Religionspädagogin in Aschaffenburg