Einen Ort haben, wo Gott ist. Einen heiligen Ort. Selbst bestimmen, wann ich ihm nahe sein will. Wann ich beten will. Gott wird verfügbar für die Menschen.
Etwas davon wird für mich in dieser wunderbaren Geschichte deutlich, in der Jakob einen Traum hat. Im Traum öffnet sich der Himmel und Engel steigen auf einer Leiter hinauf - und hinunter. Am nächsten Morgen ist Jakob ganz berührt von dieser Gottesbegegnung. Er errichtet aus Steinen einen Altar, salbt diesen mit Öl und sagt: „Vor diesem Ort muss man Ehrfurcht haben! Hier ist gewiss ein Haus Gottes und ein Tor zum Himmel.“ (Gen 28,15). Aber nicht der Ort an sich ist heilig, sondern das, was Jakob an diesem Ort erlebt hat. Der Altar mit den Steinen soll ihn an dieses besondere Erlebnis erinnern. So bekam die Sehnsucht im Nachhinein einen Erinnerungsort.
Kirchen sind unsere Orte für Gott. Wo wir Gott nahekommen können. Wo wir gemeinsam singen, beten und hören können. Aber auch das andere brauchen wir: Die Erinnerung an Orte und Augenblicke, wo ich mich persönlich Gott nahe gefühlt habe. Wo ich etwas mit ihm erleben durfte. Vielleicht prägt man sich diesen Ort, diese Gelegenheit dann besonders ein, nimmt etwas davon mit, damit die Erinnerung sich im Herzen festmachen kann und man von dieser Erinnerung leben und zehren kann. Wo wohnt Gott? Wo ist er? Wie kann ich ihm nahekommen? Wohin mit meiner Sehnsucht nach Gott? Wenn Gottes Geist wirkt, dann kann der Himmel über uns aufgehen. Manchmal wird uns dann ein besonderes Erlebnis geschenkt und wir werden vom Himmel berührt. Dann wissen wir im Herzen genau, wo Gott ist.
Bettina Lezuo, evangelische Pfarrerin in Goldbach