Aschaffenburg (POW) Eigentlich hatte die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) ihren ganz normalen Gottesdienst in der Gebetswoche für die Einheit der Christen geplant, als sie sich am Donnerstagabend, 23. Januar, in der Sankt Pauluskirche im Aschaffenburger Stadtteil Damm traf. Doch das Messerattentat am Tag zuvor drückte der Feier seinen Stempel auf. Schon zu Beginn zitierte Altkatholik Michael Glaab aus dem Main-Echo, das in der Ausgabe dieses Tages titelte: „Ein Stich ins Herz der Stadt.“ Glaab bestätigte dieses Gefühl: „Wir spüren deutlich, wie sehr wir Gottes Trost und Frieden brauchen.“
Der evangelische Dekan Rudi Rupp ging ausführlicher auf das Geschehen ein. Er sprach davon, dass diese entsetzliche Tat sich in das Gedächtnis der Stadt eingraben werde, und fragte, was daran ein Gottesdienst ändern könne. „Er ändert nichts an der Tat, aber vielleicht ist er eine Ermutigung für uns, etwas zu tun“, beantwortete er die Frage selber. Er berichtete von den vielen haupt- und ehrenamtlichen Kollegen im kirchlichen Dienst, die im Laufe dieses Tages etwas dazu beigetragen hätten, um den Schrecken ein wenig aufzufangen. Da seien Mitarbeiter der ökumenischen Telefonseelsorge, die an Stehtischen für Gespräche mit den Menschen bereitstanden. Da seien die ökumenische Notfallseelsorge und das ökumenische Klinikteam, die Opfer und Zeugen begleitet hätten. Da sei die Pfarrerin, die sich um die Kindertagesstätte gekümmert habe, in welche die Kinder eines der Opfer gehen. „Uns Zeit nehmen, miteinander füreinander beten, mit anderen weinen, das ist es, was wir tun können“, sagte Rupp. Zum Zeichen der Trauer und dem Gedenken an die Opfer wurde im Gottesdienst eine Kerze mit einem schwarzen Trauerband entzündet.
Der Gottesdienst stand unter dem Thema „Was glaubst du?“ und griff das 1700. Jubiläum des Glaubensbekenntnisses von Nizäa auf. Die Gastgeberin aus der Paulusgemeinde, Pfarrerin Viola Wölfle, schlug auch hier eine Brücke zu den Ereignissen in der Stadt. Sie sagte, dass der Glaube an die Liebe Gottes „uns wieder aufrichten kann, wenn die Gewalt uns erschüttert“. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Bettina Linck an der Harfe und Dr. Michael Schäfer an der Orgel.
bv (POW)
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