Diese Frage kennen viele Menschen. Wer von einem wie auch immer gearteten harten Schicksalsschlag getroffen wird, kommt meistens früher oder später an den Punkt, an dem er sich fragt: Wieso gerade ich? Was habe ich denn falsch gemacht, soll das eine Strafe für irgendetwas sein?
Auch Jesus wird damit konfrontiert: Er trifft „einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?" (Joh 9,1+2). Blindheit galt in der damaligen Gesellschaft als Strafe Gottes für schlimme Sünden, also musste es wohl einen Grund dafür geben. Jesus lässt sich auf keine Diskussion innerhalb dieser Denkweise ein, er hebt das Gespräch auf eine ganz andere Ebene. Er antwortet: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden." (Joh 9,3).
In Jesu Antwort liegt für mich Zuspruch, Hoffnung und Ermutigung. Mit seiner Aussage nimmt er die Situation ernst, er verharmlost die Widrigkeiten des Schicksals nicht und versteht das Leid des Betroffenen. Zugleich sagt er seine Nähe zu, er lässt den, der Hilfe braucht, nicht im Stich. Und er macht Mut, dass auch an denen, die vom Leben gebeutelt sind, das Wirken Gottes sichtbar werden kann: Bei Ihm ist keiner vergessen, jeder hat einen Platz in Gottes Plan, ganz egal, unter welchen Einschränkungen er zu leiden hat.
Ich wünsche uns allen, diese Gewissheit zu bewahren. Sie wird uns durch alle Tage – auch durch schwere – tragen. Und um den Humor nicht zu verlieren, können wir es mit dem Rat von Snoopy an Charlie Brown halten: „Schau immer nach oben – das ist das Geheimnis des Lebens!"
Kerstin Gerlach,
Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft Am Engelberg, Großheubach