Ja, manches hat sich verbessert, da wo der Handlungsbedarf unmittelbar not-wendig war. Aber andere Probleme haben sich eben auch zugespitzt. Die letzte Strophe formuliert dann so: „Weck uns alle endlich auf, beende unsern Wahn, ... weil sonst keiner mehr auf Erden leben kann". Allen Weckrufen zum Trotz haben wir leider in entscheidenden Bereichen so weitergemacht. Die „Bewahrung der Schöpfung", wie die kirchliche Sprache der 70er und 80er Jahre es formulierte, hatte gegen den zeitgleichen Slogan „freie Fahrt für freie Bürger" dann doch das Nachsehen. Jetzt hat ein junger Youtuber wieder so einen Weckruf losgelassen und Millionen von Schülerinnen und Schülern gehen Freitags auf die Straße, um uns „Alte" daran zu erinnern, was wir Ihnen schuldig sind. Nämlich eine Welt zu hinterlassen, in der auch sie noch gut leben können. Am meisten beeindruckt hat mich dann das Schlusswort dieses Youtubers: „Wenigstens kann ich in ein paar Jahrzehnten ... in den Spiegel schauen und sagen, ich hab aufrichtig - nach Logik, nach wissenschaftlichem Konsens und nach christlichen und humanistischen Werten gehandelt. Und ich hoffe, ihr könnt das auch von euch behaupten. Peace. Ich bin raus." Wenn man kleine Kinder hat, verschiebt sich die Perspektive noch einmal. Meine Jungs werden im Jahr 2100 Anfang, Mitte Achtzig sein, haben also gute Chancen diese Zeit noch zu erleben und ich frage mich schon manchmal, wie die Erde dann aussehen wird ...
Ihr Peter Kolb
Pfarrer in Schöllkrippen und Leiter des Evangelischen Bildungswerks Untermain