Spielzeug wird am höchsten bewertet, wenn es neben der großen Marke auch noch in der Originalverpackung als Ladenhüter im Keller lag oder zumindest unbespielt aussieht, also nie seine eigentliche Bestimmung, Kindern Freude zu machen, erfüllte.
Es ist müßig zu fragen, ob die Händler mit ihrer Preisgestaltung oder die Kunden mit ihren Wünschen diese Schieflage verursachen. Dass nur noch der Name der Herstellenden und nicht mehr die Qualität der Ware ihr Ansehen und ihren Preis rechtfertigt, ist wider alle Vernunft. Wer sich irgendwann einmal durch Qualität einen Namen gemacht hat, kann anscheinend alles verkaufen, es gilt als wertvoll. Andere strampeln sich mit Bestleistungen ab und bleiben unterbewertet.
Den christlichen Kirchen geht es seit Jahren auch so. Ob sie einmal ein echtes 'Markenprodukt' waren, sei dahingestellt. Seit Jahrzehnten sind sie es – wenigstens am Land – nicht mehr. Pfarrpersonen (so heißt das heute Gender-Neutral) und aktive Gemeindeglieder bieten die tollsten Veranstaltungen an; aber es kommen nur wenige und immer die gleichen. Um anderen die Schwellenangst zu nehmen, gibt es (bis weit über die Schmerzgrenze hinaus) 'niedrigschwellige' Angebote und auf der anderen Seite hochkarätige Konzerte und Vorträge. Das Interesse bei den Umworbenen hält sich meist in engen Grenzen. Klingende Namen hingegen füllen große Hallen, ob sie etwas können oder nicht.
Mir ist das suspekt. Wer macht die einen Namen groß, die anderen klein? Wie weit geben wir dieser Manipulation Macht über uns, die uns Gutes für schlecht und Schlechtes für gut verkauft? Wo entscheiden wir uns noch selbst? Das war ja der Gewinn aus dem 'Sündenfall': Der Mensch erkennt, was gut und böse ist. (Genesis 3, 22) – und sollte sich möglichst für das Gute entscheiden.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Hans-Josef Born