Wer bin ich? Bin ich der, den die anderen in mir sehen – stark, klar und mutig oder der, als den ich mich oft selbst empfinde – unruhig, sehnsüchtig, umgetrieben. „Bin ich heute dieser und morgen ein anderer oder beides zugleich? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, du kennst mich, dein bin ich, o Gott!“. Soweit ein Auszug aus seinem Gedicht, das er im Gefängnis geschrieben hat. Im Gefängnis sitze ich glücklicherweise nicht. Und doch komme ich mir in manchem Alltagstrott wie gefangen vor. Auch ich bin manchmal unzufrieden, weil es nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. So zwiespältig, wie sich Bonhoeffer fühlt, fühle ich mich auch gelegentlich. Nun, wir haben viele Facetten und all diese Schattierungen machen unsere Persönlichkeit aus. Und es ist tröstlich: Da ist einer, der kennt mich sogar noch besser, als ich mich kenne und sagt Ja zu mir. Aus dieser uneingeschränkten Annahme kann auch ich ja zu mir sagen, zuversichtlich nach vorne sehen und mich beherzt den Aufgaben des Alltags stellen. Allen, die heute auch Geburtstag haben: Alles Gute! Und nachdem wir ja alle einen Geburtstag haben, wünsche ich uns, dass wir aus dem Geschenk unseres Lebens etwas machen, das uns zufrieden und dankbar sein lässt.
Andrea Marquardt
evangelische Religionspädagogin in Aschaffenburg