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Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim

Ereignisse und Dinge, Menschen und Gesinnungen, Worte und Gedanken des Jahres 2010 kehren an Weihnachten nach Hause zurück. Das Licht dieser Nacht wird zum wegweisenden Stern: alle Stunden und Tage können in die Geborgenheit dieses Festes wandern, das wie eine Insel in der Zeit sich den Schiffbrüchigen des Alltags anbietet.

Die Stunden des Jahres kehren heim … zum Kind in der Krippe! Doch ein Kind passt nicht hinein in diese Gesellschaft, die nur fertige, perfekte Menschen gebrauchen kann, jung und unverbraucht, aber mit großer Erfahrung, möglichst ohne die Notwendigkeit kostspieliger Zuwendung oder Pflege, immer erwachsen, sachlich, planend, entscheidend und sexy. Seit Bethlehem provoziert Gott die Menschheit mit diesem Kind.
Das zwanghafte Großsein-Wollen wird in Frage gestellt. Die Sehnsucht, die jeder in sich trägt, in dieser oder jener Situation einfach noch einmal anfangen zu können wie ein Kind, das das ganze Leben noch vor sich hat, diese Sehnsucht lacht uns aus der Krippe entgegen. "Kannst du nicht mal denken, du selber, deine Person, wäre liebenswürdiger und wertvoller als deine vorzeigbaren Taten? Kannst du dir nicht einfach mal gestatten, an etwas anderes zu denken als daran, was du tun musst und was du zu machen hast? Kannst du nicht einfach mal dich dem Empfinden überlassen, dass du berechtigt bist zu sein?" fragt uns das Kind in der Krippe. Ich fürchte: nicht nur bei mir waren viele Stunden dabei, in denen ich krampfhaft versucht habe, ganz erwachsen, ganz fertig, ganz vollkommen, ganz ausgereift zu sein.
Noch etwas kommt hinzu: ein Kind wird geliebt, weil es da ist - nicht weil es Besonderes besäße oder etwas geleistet hat. Das ist das Geheimnis eines Kindes, es lebt davon, um seiner selbst geliebt zu werden.
Was haben wir nicht alles getan diesem Jahr 2010, um geliebt zu werden - und wie gut haben uns jene Stunden getan, in denen ein Mensch zu uns gesagt: du, ich hab dich gern, so wie du bist und nicht weil du irgendetwas getan oder geleistet hast.
Gott spricht in diesem Kind eine überaus zärtliche Sprache zu uns. Es sind Worte der Einladung nicht der Verurteilung. In diesem Kind feiert er ein Fest der Freude über jede heimkehrende Stunde des Jahres. Die verlorenen und die gesegneten Stunden werden in seine Liebe heimgeholt.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim, heim zu Gott, heim zu diesem Kind, das zu uns spricht: "Ich bin der Anfang und das Ende“. Weihnachten so sagt man, kehren die Stunden des Jahres heim. Stunden angefüllt mit Leid und Schmerz, mit Enttäuschung, Untreue und Versagen. Stunden voller Freude und Glück, Sympathie, Geborgenheit, Liebe. Stunden mit Menschen. Stunden in Einsamkeit. Verlorene Stunden. Gesegnete Stunden.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim. Und übers Jahr gesehen spüren wir unsere Unzulänglichkeit, unsere Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heil und Erlösung.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim, heim zu diesem Kind, das alle Stunden annimmt, und sie wandelt auf seine Weise, sie erfüllt mit seiner Liebe.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie den heimkehrenden Stunden mit Gelassenheit begegnen, denn Sie können die Last eines ganzen Jahres ich an der Krippe niederlegen bei diesem Kind: SEIN sind die Zeiten.

Stefan-B. Eirich, scheidender Dekan des bischöflichen Stadtdekanats Aschaffenburg