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Kreuzwort vom 4. Juli 2020

Was ist wesentlich?

Vor 25 Jahren verwirklichte der Künstler Christo zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude ein großes Projekt: die Verhüllung des Reichstags in Berlin. Bei den Diskussionen über den Sinn dieser Aktion sagte ein Befürworter, das Gebäude würde anders wahrgenommen werden, wenn es eine Zeit lang verhüllt war. So wurde es schließlich auch von vielen Menschen empfunden. In den vergangenen Monaten mussten wir aufgrund der Corona-Pandemie auf viele Dinge verzichten, die uns seit Jahrzehnten selbstverständlich schienen. Als Alltägliches plötzlich nicht mehr möglich war, tauchte vielleicht die Frage auf, was wir denn wirklich vermissen. Möglicherweise erkannten wir, dass wir ganz gut auf einiges verzichten können, obwohl es uns vorher wichtig erschien. Anderes wiederum fehlte uns sehr und das wurde erst so richtig bewusst, als wir es über Wochen nicht hatten: Was genau Sie vermisst haben, wissen Sie selbst am besten. Verschieden wie wir sind, haben wir da wohl auch unterschiedlich empfunden.

Als der Reichstag wieder enthüllt wurde, sahen viele Menschen dieses Gebäude mit anderen Augen. Sogar so etwas Materielles wirkte anders, als für eine gewisse Zeit nur die Konturen zu sehen waren. 
Ich finde es wichtig, dass wir uns bewusst machen, welchen hohen Wert manche Dinge für uns haben. Gerade, wenn wir eine Zeit lang auf etwas verzichten, lernen wir es neu schätzen und vielleicht werden wir auch dankbarer, wenn wir es wieder haben.
Jetzt wird in unserem Alltag wieder „enthüllt“, geöffnet, gelockert. 
Bei diesen Schritten in Richtung „Normalität“ möchte ich genau hinschauen und hineinfühlen. Will ich alles wieder so haben wie vorher? Was möchte ich verändern? Was genau habe ich vermisst und was ist der tiefere Sinn davon? 
Laut Evangelium hat Jesus am Beginn seiner Predigttätigkeit gesagt „Erneuert euer Denken!“ Ich verstehe das als Einladung, zuweilen den Blickwinkel zu ändern, Gewohnheiten zu hinterfragen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Vor allem dann, wenn es unserem Wohl und dem Wohl der Gemeinschaft dient. Ich glaube, Gott geht mit auf solchen neuen Wegen.
Brigitte Glaab, alt-katholische Priesterin, Aschaffenburg