Als der Reichstag wieder enthüllt wurde, sahen viele Menschen dieses Gebäude mit anderen Augen. Sogar so etwas Materielles wirkte anders, als für eine gewisse Zeit nur die Konturen zu sehen waren.
Ich finde es wichtig, dass wir uns bewusst machen, welchen hohen Wert manche Dinge für uns haben. Gerade, wenn wir eine Zeit lang auf etwas verzichten, lernen wir es neu schätzen und vielleicht werden wir auch dankbarer, wenn wir es wieder haben.
Jetzt wird in unserem Alltag wieder „enthüllt“, geöffnet, gelockert.
Bei diesen Schritten in Richtung „Normalität“ möchte ich genau hinschauen und hineinfühlen. Will ich alles wieder so haben wie vorher? Was möchte ich verändern? Was genau habe ich vermisst und was ist der tiefere Sinn davon?
Laut Evangelium hat Jesus am Beginn seiner Predigttätigkeit gesagt „Erneuert euer Denken!“ Ich verstehe das als Einladung, zuweilen den Blickwinkel zu ändern, Gewohnheiten zu hinterfragen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Vor allem dann, wenn es unserem Wohl und dem Wohl der Gemeinschaft dient. Ich glaube, Gott geht mit auf solchen neuen Wegen.
Brigitte Glaab, alt-katholische Priesterin, Aschaffenburg
Kreuzwort vom 4. Juli 2020