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Kreuzwort am 24. Juli 2021

Wandeln

Ich mag alte Wörter. Wörter, die womöglich vom Aussterben bedroht sind, weil sie kaum noch einer in den Mund nimmt, wie zum Beispiel „Groschen“ oder „Huld“ oder „erkiesen“. Für mich gehört „Wandeln“ auch dazu. Zwar ist es im „Schlafwandeln“ noch geläufig. Ich habe allerdings noch niemanden sagen hören: „Ich wandel jetzt mal ein bisschen durch den Park.“ Wandeln ist, wie viele dieser alten Wörter, ein so wunderbar lautmalerischer Begriff.

Allein im Klang des Wortes wird deutlich, wie wir uns diese Art der Fortbewegung vorzustellen haben: Es ist ein Schlendern und Flanieren, ein ziel- und absichtsloses Umhergehen, leicht und ohne Anstrengung.

Der Wochenspruch für die kommende Woche fordert genau dazu auf: „Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheser 5/ Luther-Übersetzung). Das ist eine gute Gelegenheit, erst einmal wahrzunehmen, wie genau ich selber gerade unterwegs bin als Christin und Christ, als Gemeinde oder als Dekanat. Erlebe ich mich in wandelnder Leichtigkeit? Sind wir im Sprint unterwegs, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Bin ich angestrengt unterwegs auf steinigem Weg? Sind wir unsicher tappend im finsteren Tal? Ist mir die Puste ausgegangen, so dass ich momentan eine Pause mache und mich gar nicht bewege?

„Wandeln“ ist nicht die einzige Art und Weise als Christ oder Christin unterwegs zu sein. Aber vielleicht die schönste und ideale – und letztlich auch die gebotene. Wer wandelnd unterwegs ist, dem fallen offenbar die Früchte des Lichts nur so in den Schoß. Aus eigener Erfahrung weiß ich allerdings, dass Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit harte Arbeit erfordern an sich selbst und mit anderen. Gerade das Thema Wahrheit fordert uns in letzter Zeit sehr heraus und wir lernen, dass es zumindest unterschiedliche Wahrnehmungen von Wirklichkeit gibt und dass es notwendig ist, darüber im Gespräch und in der Auseinandersetzung zu bleiben. Die Verheißung Gottes an seine Kinder, dass sie zum Wandeln bestimmt sind und zum Ernten der Früchte des Lichts, gibt Mut und Kraft dazu – und Gelassenheit. Denn letztlich reifen die Früchte des Lichts ohne mein Zutun. Also kann ich getrost auch wieder mal einfach nur wandeln …

Pfarrerin Eva Güther-Fontaine
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Peter und Paul Alzenau