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Vom Wunder des Anfangs

Ein Meister des Anfangs muss der Dirigent eines Orchesters sein. Was er in den letzten Sekunden vor dem Einsetzen der Musik vorgibt, bestimmt die Dynamik, das Tempo, den Charakter des gesamten Stückes. Vom Auftakt hängt es ab, ob das Stück daneben geht, durchschnittlich klingt oder die Zuhörer verzaubert.

Für einen Dirigenten stehen die Spruchweisheiten „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne“ und „Aller Anfang ist schwer“ gleichberechtigt nebeneinander.
Und das können wir in vielen anderen Lebenssituationen genau so feststellen. Die Geburt eines Kindes zum Beispiel ist ein unbeschreibliches Wunder des Anfangs, das uns Menschen immer wieder verzaubert. Doch zugleich läutet sie auch eine harte Zeit der Umstellung und des Lernens für Eltern und Kind ein. Oder nehmen wir die frisch Verliebten: sie taumeln in einem Wechselbad zwischen den Augenblicken des Hoffens und den Momenten des Bangens. Ähnliches erlebt man beim Antreten einer neue Arbeitsstelle, beim erste Auftritt vor Publikum, beim Umzug in eine neue Stadt, am Beginn eines neuen Jahres. Wie schön wäre es, wenn wir da „Meister des Anfangs“ wären, dann könnte nichts mehr schief gehen.

Auch der Anfang des Gotteskindes in diesem Erdenleben war von dieser ambivalenten Erfahrung geprägt. Die Bibel erzählt sowohl von glanzvollen Engelchören, die von der Geburt künden als auch von einem armseliger Stall. Sie berichtet von den Sterndeutern und ihren kostbaren Geschenken und erzählt gleich danach von einer Flucht nach Ägypten. Nach dem perfekten Auftritt eines Superhelden auf der Weltbühne, der alles im Griff hat, klingt das nicht. Eher schwingt in dieser Kindheitsgeschichte Unsicherheit, Bangen und die Notwendigkeit zur Improvisation mit. Aber offensichtlich wollte es unser menschlich gewordene Gott nicht anders. Auch ihn treibt es zwischen den zauberhaften und den beängstigenden Aspekten seines Neuanfangs hin und her.

Das sollte eigentlich allen Mut machen, die nicht unbedingt einen Traumstart in dieses neue Jahr hingelegt haben. Anders als der Dirigent, der mit dem Auftakt für ein Musikwerk nur eine einzige Chance hat, können wir ja immer wieder neu anfangen – auch mitten im Jahr, mitten im Monat, mitten in der Woche. Viele von denen, die wir heute Vorbilder oder Heilige nennen, hatten ihre Startschwierigkeiten. Das ist menschlich und – wie uns die frohe Botschaft der Bibel sagt – zugleich auch göttlich. Am Wichtigsten ist und bleibt der Mut, überhaupt den ersten Schritt zu wagen. Fangen wir an, mehr Menschlichkeit in die Welt zu tragen und aufmerksam zu sein für Gottes Spuren in unserem Alltag. Fangen wir klein an, wie es Gott mit diesem Kind im Stall getan hat. Nicht ausgeschlossen, dass wir dann trotz eventueller Startschwierigkeiten irgendwann zur Bestform auflaufen!


Burkard Vogt, Gemeindereferent in Aschaffenburg