Diese Unterstützung wurde auch dringend benötigt, denn seit den 35 Jahren des Bestehens dieser Veranstaltung war die Teilnehmerzahl kontinuierlich angestiegen. Auch der Besucherkreis hatte sich erweitert: waren es anfangs die sogenannten Durchreisenden, die zu dieser Feier kamen, so wurden es im Laufe der Jahre immer mehr sozial Schwache aus der Stadt, Einsame und Familien, die sich zum Feiern trafen.
Als sich Weihnachten 2008 fast 250 Menschen im Saal des Martinushauses drängelnden, war klar, dass es einen neuen Veranstaltungsort braucht. Mit dem „Paradies“, einem großen Saal im Stadtteil Damm, konnte ein neues Domizil gefunden werden. Bis zu 500 Plätze bietet der Raum, der von privaten Pächtern betrieben wird und in dem normalerweise türkische Hochzeiten stattfinden. Zum Heiligen Abend wurden dort in diesem Jahr rund 230 Gäste empfangen und von 25 ehrenamtliche Helfer bewirtetet. Den leichten Rückgang der Teilnehmerzahl führt Dekan Eirich vor allem auf den Ortswechsel zurück. Zwar hatte die Stadt Aschaffenburg einen Busshuttle vom Martinushaus zum Saal im Stadtteil Damm organisiert, doch müsse sich der Ortswechsel erst noch herumsprechen, so der Rektor des Martinushauses.
Schon seit dem letzten Jahr veranstaltet das kirchliche Bildungshaus den Abend in Kooperation mit den Ehrenamtlichen des Café Oase. Die Helfer bemühten sich auch am neuen Veranstaltungsort eine festliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Chefkoch Ralf Streitenberger aus Feldkahl sorgte für ein leckeres Menu, der Alleinunterhalter Winfried Reising für die musikalische Untermalung. Dekan Eirich begann die Feier mit einem spirituellen Impuls und dem verlesen der Weihnachtsgeschichte. Zur Bescherung gab es für jeden Besucher einen Lebensmittelgutschein und weitere Kleinigkeiten.
Das türkische Pächterehepaar des „Paradies“ Gülsüm und Etlatun Bektas packte bei dieser christlichen Weihnachtsfeier selber mit an und trug so zum Gelingen bei. Mit ihrer Unterstützung wurde das Fest auch zu einem gelungenen Projekt über Religionen hinweg.
Hintergrund:
Am Anfang stand eine kleine Runde im Wohnzimmer der Pallottiner in Aschaffenburg: Die Ordensmänner hatten 1972 die Betreuung des Martinushauses übernommen und luden ab 1973 am Heiligen Abend Obdachlose ein, mit ihnen zu feiern. Aus dieser kleinen Runde wurde eine immer größere Veranstaltung, die bald in den großen Saal des Bildungshauses umziehen musste.
Nachfolgende Rektoren übernahmen den Brauch. Rektor Stefan Eirich, der mit dem Neubau des Martinushauses im Jahr 2004 diese Tradition übernahm, musste feststellen, dass sich die Besucherstruktur der Veranstaltung weiter entwickelt hatte. Zu den sogenannten Durchreisenden kamen bald Menschen, die sich am heiligen Abend einsam fühlten und das Fest lieber in großer Runde feiern. „Der neueste Trend ist inzwischen, dass ganze Familien mit ihren Kindern in den Saal kommen“, stellte Eirich fest. Die Teilnahme ist inzwischen so stark angestiegen, dass im Jahr 2008 der Martinshaussaal mit 250 Besuchern viel zu klein wurde. Es erfolgte im Jahr 2009 der Umzug in einen Saal im Stadtteil Damm.