Wir hatten letztes Wochenende in unserer Gemeinde in St. Kilian Pfarrfest. Und viele haben am Freitagabend live miterlebt, wie „wir“ verloren haben. Da war der Frust groß. Und es schlich sich auch die Frage nach der Gerechtigkeit ein. Und: wie im richtigen Leben: Wer ist verantwortlich? Beim Fußball ist das recht einfach, z.B. der Schiedsrichter. Wie aber ist es im Leben? Wer ist da zuständig?
In der christlichen Mystik hat Johannes vom Kreuz viel über die „dunklen Nächte“ nachgedacht. In diesen Lebensphasen kommt dann die Frage: „Wo bist Du Gott? Ich bin so verloren, warum hilfst Du mir nicht? Es gibt so viel Ungerechtigkeit? Wie kommt es zum Recht?“
Johannes deutet diese „Nächte“ als notwendige Lebens- und Glaubensprozesse. Denn wenn wir dem Leben bzw. Gott nur vertrauen, wenn es zu liefern hat, dann sind wir dem Leben, wie auch Gott gegenüber immer noch wie unmündige Kinder. Das Leben bzw. Gott fordert uns in den Situationen des Verlorenseins immer wieder neu heraus. Indem sich das Leben bzw. Gott unserer Verfügbarkeit entzieht, führt er uns in eine tiefere Weisheit. Insofern ist es eine „weise Pädagogik“, weil sie wie ein Vater bzw. eine Mutter Kinder immer wieder loslassen muss, damit die Kinder selbst zu laufen lernen. Das ist auch ein Teil der Würde des Menschen: in Freiheit und Verantwortung dem Leben zu begegnen und immer wieder neu für diese Fragen eine Antwort zu suchen. Und Glauben bedeutet für mich in diesem Zusammenhang: Diese Antwort wird kommen. Es liegt an mir, Augen und Ohren offenzuhalten.
Letzten Freitag haben wir in St. Kilian eine Antwort gefunden. Die mitreißende Musik der Band „Gloria and the substitutes“ hat Jung und Alt begeistert. Und mit dieser Begeisterung haben wir - auch als „Verlierer“ - das Leben getanzt. Gloria hatte da dann noch mal einen ganz anderen Schwung bekommen. Diesen Schwung wünsche ich Ihnen für die kommenden Ferienwochen.
Peter Müller, Direktor der Fachakademie für Sozialpädagogik Aschaffenburg