Ich gehe meinen Weg. Das bedeutet: Ich weiß, wo ich hingehen möchte und wie ich dorthin gelange. Ich verlaufe mich. Der Verlauf einer Sache ist ja erst einmal nichts Schlimmes oder Bedrohliches, sondern der ganz normale Gang. Aber wenn ich mich bei einem Weg verlaufe, dann bedeutet es: „Du bist auf dem falschen Weg“. Das zwingt zum Innehalten. Ich muss Nachdenken, die Karte ansehen, um Rat fragen. Was kann ich tun, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen?
Ich gehe einen Umweg. Der Weg wird länger. Er geht nicht so, wie eigentlich vorgesehen. Aber was kann ich auf so einem Umweg nicht alles Unerwartetes entdecken: Neue Blumen, ein schönes altes Haus, eine Bank, die zur Rast einlädt, eine Aussicht. Am Ende bin ich auch am Ziel, aber anders. Vielleicht war der Weg schöner oder erlebnisreicher. Der Umweg hat wieder zum Weg zurückgeführt.
So ist es in meinem Leben oft gewesen: Ich bin nicht den geraden, vorgezeichneten Weg gegangen. Sondern habe Umwege gemacht oder mich manchmal sogar richtig verlaufen. Das fordert heraus zum Innehalten. Und Nachdenken: Was ist eigentlich der richtige Weg? Wo will ich ankommen? Und: Welchen Weg will Gott mich eigentlich führen? Ich gehe nicht einfach weiter, sondern mache mir wirklich Gedanken.
Aber am Ende? Da bin ich immer wieder angekommen auf dem Lebensweg, der der meine ist. Vielleicht sind solche Umwege oft notwendig. Um Erfahrungen zu machen. Um zu Verweilen. Um Zeit zu haben und sich zu entwickeln. Um vielleicht auch Dinge zu korrigieren, die vom eigentlichen Weg abgehalten haben. Im Vertrauen, dass Gott sagt „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst.“ (Psalm 32,8)
Ich wünsche Ihnen viele gute Wege im Leben!
Bettina Lezuo, evangelische Pfarrerin in Goldbach