Tatsächlich rieselt Gottes Segen manchmal förmlich in unser Leben hinein – leicht und belebend wie ein Landregen. Manchmal aber sieht es überhaupt nicht nach solcher Art Segen aus. Wenn wir einer Gefahr ausgesetzt und voller Angst sind; wenn wir uns hilflos und ausgeliefert fühlen; wenn wir uns durch unser Leben kämpfen müssen, dann fragen wir uns oft, wo in alledem Gottes Segen steckt. Jakob weiß um solche Fragen und Not. Im 1. Buch Mose (32) wird beschrieben, wie er nach Jahren in der Fremde als vermögender Familienvater in seine Heimat zurückkehrt. Äußerlich sieht alles nach sattem Segen aus. Aber sein Herz ist voller Furcht vor der Begegnung mit seinem Bruder Esau, den er vor Jahren betrogen hat. Jakob weiß nicht, wie sein Leben am nächsten Tag weitergehen wird. In der Nacht vor dem Treffen ist er allein und wird wie aus dem Nichts in einen erbitterten Ringkampf mit einem Unbekannten verwickelt. Jakob ringt um sein Leben – und um den Segen. Denn trotz aller Bedrohung ist er überzeugt davon, dass in diesem Kampf auch ein Segen steckt. Den will er von dem unbekannten Gegner haben. Und er bekommt ihn tatsächlich kurz vor Sonnenaufgang. So endet der Kampf und Jakob geht in einen neuen Tag – verwundet und gesegnet zugleich. Das neue Jahr 2022 hält in Politik, Gesellschaft und mit der Corona-Krise vieles für uns bereit, das uns ängstigt und hilflos macht und das so gar nicht nach Segen aussieht. Aber es lohnt sich zu ringen: Um Lösungen und neue Wege, um Zusammenhalt und Gesundheit, um Normalität und Vertrauen, kurz: um eine Zukunft im Segen. Manchmal braucht es all unsere Kraft, um Gott den Segen abzuringen. Aber durch Jakob wissen wir, dass auf solchem Ringen eine Verheißung liegt – auch für das Jahr 2022. Möge es letztlich voller Segen für Sie sein!
Eva Güther-Fontaine,
Pfarrerin in Alzenau