Paulus wusste das. Er hatte Erfahrung mit Konflikten in seinen Gemeinden. Als Mann, der in den religiösen Schriften des jüdischen Volkes unterwiesen worden war, denkt Paulus beim Frieden an das hebräische Wort „Schalom“. Es bedeutet Wohlergehen. „Schalom“ beschreibt das intakte Verhältnis des Menschen mit sich selbst, mit Tieren und Mitmenschen, und mit Gott. „Schalom“ lässt sich gut übersetzen mit „Genüge haben“: Genug haben, also leben können von der eigenen Arbeit und Grundbedürfnisse stillen können; dann bedeutet es auch, Genugtuung erfahren, gerechten Ausgleich erhalten nach einer Schädigung; schließlich meint „Schalom“, vergnügt sein zu dürfen. Zufrieden sein über das Erreichte und Geschenkte.
Frieden und Gerechtigkeit gehören nach biblischem Verständnis zusammen. Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. „Der Gerechtigkeit Frucht wird Frieden sein.“ (Jes. 32, 17a). Gerechtigkeit wächst, wenn alle Verantwortung übernehmen für das Zusammenleben in einem Gemeinwesen. Wenn Schwache und Unterdrückte zu ihrem Recht kommen und wenn sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Paulus wurde von Jesus Christus auf den Weg des Friedens gerufen. Im Licht der Liebe Jesu erkennt er seine Irrtümer und seinen Hass. Er lässt von religiöser Intoleranz und Gewalt ab. Er lässt sich von Christus bewegen, der trotz erlittener Gewalt auf Gegengewalt verzichtet. Für ihn wurde Christus der Weg zum Frieden. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Philip Messner, Evangelischer Pfarrer