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Kreuzwort am 21. Januar 2022

Knuddeln macht stark

„Weltknuddeltag“ steht in meinem Kalender beim 21. Januar. Dieser Tag war mir bisher unbekannt. Aber möglicherweise ist der Weltknuddeltag für eine Gesellschaft, die von einer unüberschaubaren Virusausbreitung verunsichert ist, genau das richtige Thema! Zum ersten Mal wurde er am 21. Januar 1986 im US-Bundesstaat Michigan gefeiert und hat sich seitdem nach Kanada, England, Australien, Russland und bis zu uns ausgebreitet. Er möchte einen Anreiz geben, Freunden oder der Familie mit einer Umarmung öfter zu zeigen, was sie einem bedeuten. Es trägt zu unser aller Wohlbefinden bei, Gefühle wie Zuneigung und Dankbarkeit auszudrücken und anderen mitzuteilen. Die Internetseite erklärt, dass beim Knuddeln die Hormone Oxytocin und Dopamin freigesetzt werden, was Stress abbauen und Ängste verringern hilft, den Blutdruck senkt und das Immunsystem stärkt. Und schon sind wir beim Dauerthema Pandemie gelandet:

Ein starkes Immunsystem ist ein wichtiger Faktor im Infektionsgeschehen. Doch der erste Satz der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung lautet: „Jeder wird angehalten, wo immer möglich zu anderen Personen einen Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten...“ Also: Weltknuddeltag verschieben und Immunsystem mit Pillen stärken? Hier zeigt sich ein tiefer liegendes Problem der Kommunikation von Virologen und Politikerinnen. Der Blick ist durch die Gefahr gebannt. Experten und Verantwortungsträger leiten entsprechend an, die Gefahr zu meiden. Das Ergebnis in der Kommunikation ist die Sprachgattung der Sanktionen und Verbote. Was nicht oder viel zu wenig gesagt wird ist das, was wir tun können und dürfen, um uns körperlich und seelisch zu stärken. Weltknuddeltag – ja, natürlich! In diesem Jahr gerne das ganze verlängerte Wochenende! Um es klar zu sagen: Ich halte die AHA+L-Regel für vernünftig und wegweisend in dieser schwierigen Zeit. Aber wo es angemessen ist, verzichte ich keineswegs auf eine Berührung. Wer mir zum Abschied die Hand hinhält, dem schüttele ich sie. Niemand kann das verbieten. Diakonie und Pflege kommen sowieso nicht ohne Berührung aus. Auch im seelsorgerlichen Handeln lieber einfühlsame Nähe bei gebotener Distanz mit Maske zeigen als ohne Maske am Prinzip des Mindestabstands festhalten. Auch wenn wir nicht Jesus sind: Er berührte gegen die damaligen hygienischen Normen ansteckend kranke und sogar tote Menschen. Den meisten Eltern ist es wichtig, dass ich ihren Kindern bei der Taufe die Hand auflege. Solche Gesten kurzer körperlicher Kontakte sind wichtig und durchaus mit verantwortlichem Hygieneschutz vereinbar. In unseren zwischenmenschlichen Kontakten gibt es viele solcher kleiner Gesten. Verlernen wir sie nicht vor blinder Angst! Haken wir den unter, der taumelt! Das geht nicht mit Mindestabstand! Und in der Familie: Geben wir die Nähe und körperliche Wärme, die so wichtig ist für die anderen! Weltknuddeltag? Recht verstanden ist das kein Unsinn in pandemischen Zeiten.

Dekan Till Roth,
Lohr a.Main