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Kreuzwort am 02. September 2022

Toleranz gegen Vorurteile

Kennen Sie das auch? Sie waren im Urlaub im Ausland und bringen von dort nicht nur Souvenirs oder Meeressand mit, sondern auch das eine oder andere Pauschalurteil. War der Urlaub erholsam und angenehm, ist es oft die positive Variante: Die Dänen fahren viel umsichtiger als wir. Die Franzosen können besser kochen. Alle Türken sind herzliche Gastgeber. Außerhalb der Reisezeit oder auch bei nervigen Zwischenfällen während des Urlaubs wird es mitunter schon problematischer: Italienern kann man nicht trauen. Alle Südländer sind unpünktlich. Die meisten Politiker sind korrupt. Überhaupt nicht mehr zu akzeptieren jedoch sind Vorurteile gegen ein ganzes Volk oder eine Religionsgemeinschaft, wenn etwa pauschal alle Russen als Kriegstreiber diffamiert werden oder alle Muslime für potentielle Gewalttäter gehalten werden.

Die schlimmste Form von entwürdigender Herabsetzung ist sicherlich der Antisemitismus. Gerade darum war der Aufschrei richtig, nachdem sich der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, kürzlich einen unsäglichen Holocaust-Vergleich in Berlin geleistet hatte. Was wollte er damit bezwecken? Oder war es schlicht Altersstarrsinn? Was passiert, wenn aus Worten Taten und aus ungesühnten Taten immer gewalttätigere und menschenverachtendere Taten bis hin zur absoluten Katastrophe werden, ist Teil unserer deutschen Geschichte. Natürlich muss ich nicht alles gutheißen, was andere tun. Ich darf mich ärgern, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Und es ist demokratisches Recht, die konkrete Politik Israels in den besetzten Gebieten zu kritisieren. Doch über Hass und Hetze, über verletzende Pauschalurteile dürfen wir nicht einfach hinwegsehen. Vorletzten Sonntag war in der evangelischen Kirche Israelsonntag. Neben der geschichtlichen Bedeutung des Alten Testaments für unseren Glauben geht es an diesem Sonntag auch um Haltung zeigen. Um eine Haltung des Respekts und gegenseitiger Toleranz. Toleranz heißt ja im Wortsinne „aushalten“ oder „erdulden“. Wenn ich die Meinung eines anderen Menschen oder die Lebensgewohnheiten einer anderen Kultur toleriere, schließe ich mich ihr nicht gleich an. Sondern ich lerne, sie auszuhalten. Vielleicht werde ich in einem nächsten Schritt das eine oder andere für mich übernehmen wollen. Muss ich aber nicht. Es darf mir auch fremd bleiben. Gerade in unserem individuellen Anderssein wird uns bewusst: Vor Gott sind wir wahrlich nicht alle gleich. Aber alle gleich viel wert.

Rudi Rupp
evang. Dekan am bayer. Untermain