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Sprechendes Geschirr

Im Wirtschaftsteil des Main-Echo las ich kürzlich einen Artikel über Tendenzen auf dem Küchen -und Essgeschirrmarkt. Schließlich gehen wir täglich mit Tellern, Tassen, Löffeln, Messer und Gabeln um. Beim Lesen wurde mir deutlich, wie sehr unser Essgeschirr unsere offenen und geheimen Wünsche widerspiegelt.

Ich las davon, dass „die Einrichtungsbranche wieder ihre Wurzeln entdeckt“, und dass die Firmen „besonders auffällig mit den Ursprüngen werben“. Hochwertigkeit, nachhaltige Produktion und Dauerhaftigkeit seien gefragt, Individuelles, Zeitloses und vor allem Handwerkliches.
Heutiges Geschirr spricht also von der Sehnsucht nach den Wurzeln, nach dem Dauerhaften, vielleicht sogar „Ewigen“ und nach dem Eigenen – offenkundig nach dem, was Staat und Gesellschaft so nicht bieten können.
Frage: Bietet es die Religion, speziell die Jüdisch-Christliche?
Dazu drei Gedanken:

Vom „Eigenen“ als „Mut zum Ich“ spricht eine jüdische Erzählung:
„Vor seinem Ende sprach Rabbi Sussja: In der kommenden Welt werde ich nicht gefragt werden: „Warum bist du nicht Mose gewesen?“ Die Frage wird lauten: „Warum bist du nicht Sussja gewesen?“
Warum bist du nicht der Einzelne, Unverwechselbare geworden? Ganz in diesem Sinn spricht Jesu von den verschiedenen Talenten, die wir von Gott bekommen haben. Was machen wir aus ihnen? Dabei ist der Einzelne, wie in Jesus versteht, kein Robinson, sondern ein solidarisches Einzelwesen. Was also machen wir als Einzelne aus unseren Talenten?
Zur Frage des Dauerhaft - Ewigen las ich in diesen Tagen das Gespräch zwischen den beiden Theologen Dorothee Sölle und J.B. Metz über die Zukunft des Christentums: Christentum bleibt nach Metz zwar auf die Gestaltung der Zukunft hin verpflichtet. Christen sollten aber vorrangig von der „Ewigkeitsfähigkeit des Christentums“ reden, also von dem, was wesentlich, zeitlos, unvergänglich ist – „Ewiges“ wie Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.
Schließlich die Wurzeln: Ein Volk, das nicht mehr aus seinen Wurzeln lebt, so der afrikanische Bischof Anselme Sanon, geht zu Grunde. Ein Volk, das nur mehr an der Oberfläche lebt, nicht mehr weiß, worauf es gründet, auf welchem Glauben, auf welchen Werten, das keine tiefe Brunnen mehr gräbt, die lebendiges Wasser spenden, hat keine Chance in der Zukunft. Im 11. Kapitel des Römerbriefs steht: „Bedenke, nicht du trägst die Wurzel, die Wurzel trägt dich.“
Was modernes Geschirrdesign so alles über uns erzählen kann…

Peter Spielmann, pastoraler Mitarbeiter
in Sankt Peter und Paul, Obernau