Inzwischen haben sich die Hinweise verdichtet, dass es sich dabei um einen Anschlag mit fremdenfeindlichen Hintergrund gehandelt hat. Die Unterzeichner des Briefes zeigen sich betroffen davon, dass in der Öffentlichkeit kaum Notiz von dem Geschehen genommen wurde. Der Brief schließt mit herzlichen Osterwünschen: in der syrisch-orthodoxen Kirche wird das Osterfest erst am kommenden Sonntag, den 27. April gefeiert.
Der Text des offenen Briefes im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Pfarrer Stefan Akyüz,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
Sie feiern als syrisch-orthodoxe Kirche am Sonntag, den 27. April 2008, Ihr Osterfest.
"Brich Qiamto d'Moran" – Jesus ist auferstanden!
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen in Aschaffenburg stimmen ein in den österlichen Jubelruf der Syrisch-Orthodoxen Kirche und wünschen ihren Hirten und Gläubigen ein gesegnetes und frohes Osterfest!
„Jesus ist auferstanden!“ Wie ein strahlendes Licht leuchten diese Worte der Osterzeugen in das Dunkel der Verzweiflung und Resignation, in das der Tod Jesu die Jünger und Jüngerinnen Jesu an Karfreitag gestürzt hatte. Ihnen wurde gewiss: Die Liebe Gottes ist stärker als der Hass und die Schuld, die Jesus getötet hatten, und das Leben, das Gott schafft, ist stärker als der Tod. Darum ist Ostern das Ur-Fest der Christenheit.
Angesichts des Brandanschlages auf Ihren geplanten Gottesdienstraum in Großostheim in der Nacht vom 7. auf den 8. März 2008 erbitten wir als die Vertreter Ihrer Schwesterkirchen diese Gewissheit in diesem Jahr in besonders inniger Weise. Wir sind tief bestürzt über die nicht mehr von der Hand zu weisenden Indizien auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund dieser Tat. Es macht uns betroffen, dass die Öffentlichkeit kaum Anteil genommen hat an dem Ihnen zugefügten Unrecht. Wenn ein Glied des Leibes Christi leidet, so leidet der ganze Leib! Als Gemeinschaft der christlichen Kirchen am Untermain sehen wir uns vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte im 20. Jahrhundert besonders verpflichtet, unsere Stimme gegen jede Form von Verfolgung und Vertreibung, von Menschenverachtung und Fremdenfeindlichkeit zu erheben.
Als Christen ist uns „jede Fremde Heimat und jede Heimat Fremde“, denn wir „leben sichtbar in der Welt und sind doch nicht von der Welt“, so formuliert es zu Beginn des 3. Jahrhunderts ein unbekannter Autor im so genannten Diognetbrief. Weil unsere wahre Heimat im Himmel ist, betrachten wir es als wichtigen Bruderdienst, uns gegenseitig in der Suche nach einer vorläufigen Beheimatung zu unterstützen.
Im Sinne solcher Unterstützung und geschwisterlicher Rückenstärkung senden wir Ihnen diese Zeilen. Wir verbinden damit erneut unsere herzlichsten Osterwünsche!
Dekan Dr. Jürgen Vorndran,
1. Vorsitzender ACK Aschaffenburg
Dekan Volkmar Gregori,
2. Vorsitzender ACK Aschaffenburg