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So versteht sich das evangelische Priesteramt

Die diözesanweite Fastenpredigtreihe zum Jahr des Priesters begann in Aschaffenburg mit einer Besonderheit. Bevor in den kommenden Wochen viel über die Sichtweise des katholischen Priesteramtes zu hören sein wird, bekam der Dekan des evangelischen Dekanatsbezirks Aschaffenburg Volkmar Gregori die Gelegenheit, Grundsätze des evangelischen Priesterverständnisses darzustellen.

Er tat dies im Rahmen eines Werktaggottesdienstes in der Pfarrkirche St. Agatha.
Gregori machte das evangelische Amtsverständnis an fünf typischen Kennzeichen fest. Zunächst unterstrich er die Bedeutung der Predigt: „Evangelische Kirchgänger könnten am Sonntag morgen sicherlich leichter auf das Abendmahl verzichten, als auf die Predigt“, so der Dekan. Ein guter Pfarrer ist nach den Worten Gregoris einer, der gut Predigt. Auch wenn in den vergangenen Jahren Abendmahlfeiern häufiger und festlicher geworden seien, würde deren Durchführung vom Priester eher als eine handwerkliche Aufgabe verstanden.
Die Zuordnung des Amtes auf eine bestimmte Gemeinde sei ein weiteres Merkmal des evangelischen Amtsverständnisses. Während bei den Katholiken der Bischof die höchste Stufe des Weihesakraments innehat, unterscheide man in der evangelischen Kirche keine theologischen Qualitäten. Gregori wies auch darauf hin, dass die Sukzession, also die historische Ableitung des Priesteramtes aus der direkten Nachfolge der Apostel, in der evangelischen Kirche keine Rolle spielt. Auch könne ein evangelischer Pfarrer nur da eingesetzt werden, wo er von der Gemeinde, vertreten durch den Kirchenvorstand, gewollt ist.
Augenfällige Unterscheidungen zum katholischen Priesteramt sind in der evangelischen Kirche auch die Möglichkeit zu Heirat und Familie und das Priesteramt der Frauen. Letzteres hätte sich erst allmählich entwickelt. Auslöser für die Diskussion, Frauen den Zugang zum Priesteramt zu ermöglichen, war laut Gregori ein akuter Priestermangel während der beiden Weltkriege. „Wer weiß, wozu der derzeitige Priestermangel in der römisch-katholischen Kirche führen könnte?“, fragte der Prediger mit Blick auf die Gründung der Pfarreiengemeinschaften und die damit größer werdende Belastung seiner katholischen Kollegen. In Deutschland seien momentan rund 32 Prozent der evangelischen Priesterschaft Frauen.
Als letztes Merkmal des evangelischen Amtes nannte Gregori dessen 'ökumenische Selbstverständlichkeit'. So seien die Amtsinhaber anderer christlicher Konfessionen Amtsbrüder, mit denen man in Augenhöhe umgeht. Hier betonte er, dass er erwarte, dass diese Akzeptanz erwidert wird und bemerkte dazu: „Ich bin dankbar, dass ich es hier in Aschaffenburg auch nicht anders erlebe.“
Was ihm mit seinem katholischen Mitbruder im Dekaneamt Stefan B. Eirich eine, sei die Freude am Dienst des Priesters. „Der Beruf ist wunderschön, dient er doch den Menschen zum Segen und Gott zur Ehre“, so Gregori. Er wünsche deshalb der katholischen Schwesterkirche, dass das „Jahr des Priesters“ Früchte trägt, auch in Form neuer Berufungen.