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So ist Versöhnung

Man schrieb das Jahr 1492. In Irland wollten sich zwei Grafen nach einem langen und heftigen Streit versöhnen. Treffpunkt war eine Kirche. Dorthin hatte sich hinter geschlossener Türe Graf Ormond geflüchtet. Er hatte Angst vor der Begegnung und dachte an eine List.

Graf Kildare, sein Kontrahent, war zur Versöhnung bereit. Um die Bedenken des Feindes zu zerstreuen, hieb er mit seinem Schwert ein Loch in die Tür. Er reichte seinem Feind durch das Loch die Hand. Durch diese Geste wurde der Friede wiederhergestellt. Es kam zur Versöhnung. Die „Tür der Versöhnung“ erinnert an diese Begebenheit. Sie ist in der St.Patricks-Kathedrale in Dublin zu sehen. Die Tür zeigt, wie Versöhnung zustande kommen kann. Bei einer Reise durch Nordirland habe ich die Spuren der blutigen Auseinandersetzung in jüngster Zeit zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen gesehen. Die Zeit des Schreckens wirkt bis heute nach. Sie prägt die Biografien vieler Menschen. Leider gibt es auch heute dort Unverbesserliche, die vom Hass erfüllt, provozieren. Sie setzen weiter auf Gewalt. Es gibt aber auch ermutigende Zeichen. Das erlebte ich bei einem Besuch der Corrimeela Community in Ballycastle. Dort haben Christen einen Ort der Begegnung geschaffen. Hier können sich verfeindete Menschen aus Nordirland und anderen Krisenregionen der Welt treffen. Die Gespräche werden an diesem Ort des Friedens moderiert. So wird die Grundlage zur Versöhnung gelegt. Nicht nur in Nordirland, sondern an vielen Orten dieser Welt braucht es solche Türen der Versöhnung und Räume des Friedens. Auch unter uns sind sie nötig. Es gibt viel Streit und Unfrieden in Ehen und Familien, zwischen Generationen und Nachbarn, in politischen Gemeinden und Kirchengemeinden, zwischen Einheimischen und Fremden, sowie zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen. Versöhnung ist gefragt. Ich erinnere an Jesus. Er hat die Welt und jeden einzelnen Menschen am Kreuz mit Gott versöhnt. Jesus macht Mut zum ersten Schritt. Er sagt: „Glücklich sind die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen.“ Es braucht Menschen, die im Sinne von Jesus Friedenstifter sind. Sie können dazu gehören! Versöhnung hat der Liedermacher Jürgen Werth in schöne Bilder gekleidet. Er schreibt: „Wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht, ein offnes Tor in einer Mauer, für die Sonne aufgemacht. Wie ein Brief nach langem Schweigen, wie ein unverhoffter Gruß, wie ein Blatt von toten Zweigen, ein „Ich-mag-dich-trotzdem-Kuss“: So ist Versöhnung. So muss der wahre Friede sein: So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeihn“. Gönnen Sie sich dieses Erlebnis! Wagen Sie Versöhnung!

Michael Wehrwein, Dekan und Stellvertreter der Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg