Mitten in der Unsicherheit der Corona-Zeit fiel mir ein Gedicht von Alexander Jehle in die Hände, in dem für mich die eigentliche Herausforderung dieser Zeit auf den Punkt gebracht ist: Sichtweise
Alles
ist immer da
Ob Glück oder Unglück
ob Angst oder Liebe
ob Kopf oder Herz
alles ist immer da
Glücklich ist
der mit
dem Augenfilter
der Freude
die Welt zu betrachten lernt.
Die Sichtweise zu ändern ist nicht einfach. Oft sind wir sehr eingefahren mit unseren festen Maßstäben, die sehr schnell zwischen gut und schlecht zu sortieren wissen. Jesus vergleicht es mit einem Acker im Frühling, in dem neben den grünen Weizenhalmen auch das Unkraut sprießt. Das aber jetzt auszureißen würde die spätere Ernte zerstören. Jesus lehrt uns weiter zu blicken - auf das reife Feld im Sommer. Dann wird sich schnell klären, was gute Ernte ist und was weg muss.
Eine solche Sichtweise braucht es, um in unserer komplexen Welt einen guten Weg durch die oft sehr verwirrenden Ansichten zu finden. Eine klare Sicht und die Freude, dass am Ende die Ernte ausschlaggebend ist, können es ertragen, wenn kontroverse Meinungen aufeinanderprallen. Gelassenheit und Geduld sind gute Erntehelfer und die von Hoffnung genährte Freude ein Augenfilter, der uns Christen gut ansteht - gerade jetzt.
Klaus Becker
Diözesanreferent für Katechese