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Sale, Sale, Sale

Wie ein Mantra drängt sich das Wort auf: „Sale, Sale, Sale!“ Es schreit mir entgegen von Schaufenstern, „tönt“ mir gleichsam hinterher, wenn ich auf meinem Fahrrad vom Martinushaus zum Kirchenladen im Rossmarkt fahre. Dabei kommt es immer wieder vor, dass ich kurz anhalte, um mir die Angebote genauer anzuschauen.

Ab und zu lasse ich mich dazu verlocken zu stöbern, zu schauen, zu wühlen und manchmal auch zu kaufen. „Shopping“ kann gut tun und hin und wieder bereitet es auch nachhaltige Freude, wenn man ein schönes Teil günstig erstanden hat. Aber das sind eher seltene Momente, die sich nicht unbedingt dann ereignen, wenn alle Läden „Sale“, also „Ausverkauf“ auf ihre Türen schreiben. Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt auch Firmengründer, die das erkannt haben: Götz Werner, der sich selbst etwas kokett „Zahnpastaverkäufer“ nennt, in Wirklichkeit aber eine große Drogeriemarktkette aufgebaut hat, spricht sich in seiner Autobiographie vehement gegen Sonderangebote aus. Seine Firma hat es sich zum Grundsatz gemacht, Kunden nicht dazu verlocken zu wollen, Dinge zu kaufen, die sie gar nicht brauchen. Nicht das Wecken von Bedürfnissen soll im Vordergrund stehen, vielmehr hat sich der Konzern folgendes Leitbild erarbeitet: „Wir wollen die Bedürfnisse unserer Kunden veredeln“. Ausgerechnet ein „Zahnpastaverkäufer“macht es sich zur Aufgabe, uns dazu zu erziehen, mit unseren Bedürfnissen anders umzugehen, sie zu „veredeln“!

Haben wir das nötig? Ich habe mir spontan gedacht: Ja, ich lasse mich gerne dazu anregen und ich möchte Sie einladen: Versuchen Sie einmal mit mir gemeinsam, diesen Grundsatz in Ihr eigenes Leben zu übersetzen: Was bedeutet es zum Beispiel wenn ich das Bedürfnis habe, etwas zu essen zu mir zu nehmen? Reicht es aus, gewissenhafter auf die Qualität der Lebensmittel zu achten, die ich kaufe oder könnte ich mir vielleicht sogar mal Gedanken darüber machen, was mein Wunsch nach etwas Essbarem symbolisiert? Heißt es vielleicht sogar, hinter meine vordergründigen Bedürfnisse zu schauen? Um beim Beispiel „Essen“ zu bleiben: Außer der notwendigen Nahrungsaufnahme steht vielleicht auch der Wunsch dahinter, „mich zu nähren“. Das könnte dann vielleicht heißen, dass ich auch Nahrung für meine Seele brauche: Menschliche Nähe, Verstanden werden, Ausruhen dürfen, Sinn in meinem Leben...

Sie können gerne mal selbst weiterdenken, was mit unseren anderen Bedürfnissen passiert, wenn wir anfangen, auf diese Weise hinter die Dinge zu schauen. Probieren Sie es einmal aus, z.B. mit dem Bedürfnis nach Urlaub, nach schicker Kleidung, nach Bewegung, nach Schlaf, nach Zärtlichkeit...Selbst der gestrige „Valentinstag“ erscheint in einem anderen Licht.

Statt „Ausverkauf“ und „Niedrigpreisen“ geht es dann um „Einzigartigkeit“, „Wertigkeit“, „Schönheit“ und „Sinnfindung“. Das läuft einem natürlich nicht gerade über den Weg, wenn man so durch die Stadt geht. Und doch: Die Botschaft fängt sich immer wieder: Vielleicht im geduldigen Hinhören einer Verkäuferin, in der Hilfsbereitschaft des Teenagers, der mir meine Tasche aufhält, möglicherweise auch in meinem eigenen Gesicht, das sich in der Schaufensterscheibe spiegelt.

Übrigens:Im Kirchenladen finden Sie das Wort „Sale“ nicht im Fenster, da finden Sie die Jahreslosung: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück“- und das ist ganz bestimmt ein Sonderangebot der anderen Art. Ist es auch der tiefere Sinn, die große Sehnsucht, die hinter allen unseren vordergründigen Bedürfnissen steht? Keine einfache Frage, mehr ein Impuls. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Glück suchen und finden, mitten zwischen den Sonderangeboten, den kleinen und großen Stoppschildern, zwischen Valentinstag und Faschingstreiben- finden Sie ihre andere, „veredelte“ Wirklichkeit. Weil Sie es sich wert sind. Weil Sie es Gott wert sind.

 

Eva Meder-Thünemann, Gemeindereferentin für Citypastoral