Später kamen mir Fragen, die ich meinen Lehrern, im BdkJ und auch Pfarrern stellte. Aber es gab keine Antwort. Also las ich das Neue Testament (später auch das Alte) und fand auf jeder Seite meine Anfragen an die Kirche bestätigt. Daher machte ich mich auf die Suche bei anderen Konfessionen und Religionen. Ich ahnte, dass ich nicht bleiben konnte, was ich war. Das war schon sehr erschreckend. Aber was war nun der richtige Weg? Seine Konfession wechselt man nicht wie ein Hemd. Sechs oder sieben schwierig-schöne Jahre ging das so, parallel zu allem, was man sonst noch als junger Mensch Schönes macht. Der Gottesdienst am Sonntag blieb die Regel, jedoch auch mal bei Charismatikern, Freikirchen oder in der Evangelischen Kirche. Dort fand ich schließlich mit 21 Jahren meine 'Heimat' – ohne jemals den Blick über den Zaun, zu den Orthodoxen, Kopten, Juden und auch Muslimen zu vergessen.
Als evangelischer Christ glaubte ich zuerst noch 'evangelikal', dann kurz 'lutherisch' und seit sehr langer Zeit reformiert – angeregt durch Huldrych Zwingli. Dieser begann seine Reformation bereits 1516 in Glarus (CH) und ab 1.1.1519 in Zürich – und damit in einem demokratie-ähnlichen System, ohne Rückendeckung durch Fürsten und weit weniger egozentrisch als sein in Deutschland hochgeschätzter Kollege. Seine Zürcher Bibel wird immer wieder sehr genau neu übersetzt und braucht sich nicht mit veralteten Begriffen als historisch zu tarnen.
Ein medienbekannter katholischer Kirchenrechtler nannte mich (meinen Werdegang?) eine 'Katastrophe', andere Priester versuchten mir beizubringen, dass Reliquien, Heiligenverehrung und das Meer von Kerzen vor Marienfiguren eigentlich gar nicht katholisch, sondern Volksfrömmigkeit sei.
Ich selbst bin überzeugt, dass GOTT uns liebt, einfach so, wie gute Eltern ihre Kinder lieben. Eigentlich sollten auch wir IHN dankbar lieben und gerne tun, was IHM gefällt. Wäre doch was?!
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Hans-Josef Born