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„Rahmenbedingungen für die Jugendarbeit schaffen“

Pastoralreferent Jens Hausdörfer wird Geistlicher Leiter des BDKJ Bayern – „Christliches Profil nach außen kehren“

Aschaffenburg/Nüdlingen/München (POW) Auf der Landesversammlung des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der aus der Diözese Würzburg stammende Pastoralreferent Jens Hausdörfer (36) zum Geistlichen Verbandsleiter auf Landesebene gewählt worden. Neun Jahre lang war er als Jugendseelsorger in Stadt und Landkreis Aschaffenburg tätig. Am 21. Juli wird er offiziell im Martinushaus verabschiedet.

POW: Herr Hausdörfer, was sind Ihre Aufgaben im neuen Amt?

Jens Hausdörfer: Der Vorstand des BDKJ Bayern versucht, die ganz Buntheit und Vielfalt der kirchlichen Jugendarbeit in den bayerischen Diözesen zu koordinieren, eine Vernetzung herzustellen und dann gegenüber dem Land Bayern zu vertreten. Im Bereich der Bildungs- und Jugendpolitik arbeiten wir sehr stark mit den anderen Jugendverbänden im bayerischen Jugendring zusammen. Innerkirchlich geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Jugendarbeit auch in Zukunft gelingen kann. Wir müssen in Zeiten, in denen die Kirche vor großen Veränderungsprozessen steht, darauf achten, wie wir kirchliche Jugendarbeit auch in Zukunft attraktiv aufstellen können.

POW: Was reizt Sie an der Aufgabe?

Hausdörfer: Ich hatte jetzt neun Jahre lang viel mit jungen Menschen zu tun, habe sie persönlich begleitet, war bei ganz vielen Veranstaltungen von Zeltlager bis Bildungsarbeit direkt dabei. Jetzt geht es darum, diese Erfahrungen mit auf die höhere Ebene zu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Räume, in denen junge Menschen solche Erfahrungen machen können, bestehen bleiben oder noch weiter ausgebaut werden können.

POW: Die Zeit der Jugendwochenenden und Zeltlager ist für Sie jetzt vorbei. Auf der Landesebene warten ganz andere Herausforderungen. Fällt der Abschied schwer?

Hausdörfer: Den täglichen Kontakt mit den jungen Leuten werde ich sicher vermissen. Es war für mein Handeln immer eine wichtige Dimension, aus erster Hand mitzubekommen, was junge Menschen bewegt. Das wird in dieser neuen Aufgabe in den Hintergrund treten, da muss ich mir überlegen, wo es Orte gibt, wo der Kontakt exemplarisch weiter bestehen kann.

POW: Jugendpolitik ist ein Schwerpunkt der neuen Stelle. Konnten Sie da auf der regionalen Ebene in Aschaffenburg schon Erfahrungen sammeln?

Hausdörfer: Ich denke da zum Beispiel an unser Engagement gegen Kinderarmut. Jedes fünfte Kind ist davon betroffen und das bedeutet, dass diese jungen Menschen nicht so an der Gesellschaft teilnehmen können wie andere Kinder. Wir haben hier in Aschaffenburg ein Netzwerk gegen Kinderarmut gestartet. Im Kleinen haben wir es geschafft, Gelder zur Verfügung zu stellen, damit jedes Kind die Möglichkeit hat, die Ferienmaßnahmen zu besuchen, auf die es gerne möchte. Auf Bayernebene wird das sicher auch ein wichtiges Thema sein, das wir aufgreifen müssen.

POW: Welche Herausforderungen sehen Sie auf die kirchliche Jugendarbeit zukommen?

Hausdörfer: Es wird in Zukunft immer weniger selbstverständlich sein, dass Kinder und Jugendliche sich in der kirchlichen Jugendarbeit engagieren. Das ist ein großer Unterschied zu früher, als sie noch ganz selbstverständlich und gefördert von den Eltern und dem sozialen Umfeld in die katholische Jugendarbeit hineingewachsen sind. Trotzdem ist unser Angebot attraktiv, haben wir ein großes Know-how, wie junge Menschen einen Weg ins Leben finden können. Es wird darauf ankommen, dieses Angebot auch gut zu verkaufen und dafür zu werben. Wir müssen uns dazu allerdings auch der Diskussion stellen und als einer unter vielen Mitbewerbern auf dem Markt auftreten. Dann haben wir auch die Chance, unser christliches Profil nach außen zu kehren und ein bereichernder Bestandteil unserer Gesellschaft zu bleiben.

POW: Jugendarbeit verändert sich. Wie kann man denn heute junge Menschen noch erreichen?

Hausdörfer: Wir brauchen Veranstaltungen, bei denen junge Menschen sich ernst genommen fühlen, in Beziehung zueinander und zu den Begleitern treten können. Sie brauchen Räume, um über sich selbst nachzudenken und neue Inspirationen zu bekommen. Die klassischen Formen von Jugendarbeit wie Gruppenarbeit und Ferienfreizeiten wird es deshalb auch in Zukunft geben. Wir müssen uns aber überlegen, wo wir diese Veranstaltungen ansiedeln. Unter der Woche wird es immer schwieriger, sowohl für Jugendliche wie für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. In den Ferien gibt es da aber noch viele Möglichkeiten, die wir nutzen sollten.

POW: Was waren Höhepunkte Ihrer Arbeit in Aschaffenburg?

Hausdörfer: Bereichernd fand ich die tolle Zusammenarbeit mit den anderen Jugendverbänden, auch die interkulturelle und interreligiöse Jugendarbeit. Wir hatten vergangenes Jahr eine Fahrt in die Türkei mit ganz unterschiedlichen Jugendlichen. Da konnte man seine eigenen Wurzeln bewusst betrachten und auch in Frage stellen. Das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen war dabei extrem wichtig, auch um eine interkulturelle Kompetenz herauszubilden. Spannend empfand ich auch unser Projekt „kja-Wohnung". Im Martinushaus haben wir gemeinsam mit Jugendlichen eine Wohnung hergerichtet, die deren Lebenswelten sehr nahe ist. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich durch die Atmosphäre dort auch die Inhalte ändern. Die Beziehungen werden dichter, die jungen Menschen können sich mehr öffnen. Toll sind die Wohngemeinschaften auf Zeit, bei denen man miteinander Alltag lebt, aber auch Impulse darüber hinaus mitnimmt.

POW: Wenn Sie an Aschaffenburg denken, das Sie jetzt für München verlassen…

Hausdörfer: ... dann weiß ich, dass ich die Stadt vermissen werde. Ich habe es sehr genossen, in dieser liebenswürdigen Stadt zu leben, die sehr bunt und sehr vielfältig ist. Die katholische Jugendarbeit kann sich hier sehr gut einbringen, es gibt kurze Wege hin zu den Jugendlichen und zu den verschiedenen Kooperationspartnern im Stadtjugendring. Schön war auch, dass ich hier oft beim Gang durch die Stadt Jugendliche getroffen habe, mit denen ich schon zusammen gearbeitet habe. Das wird mir in München vermutlich nicht so oft passieren.

Zur Person:

Jens Hausdörfer ist Pastoralreferent. Er wurde in Bad Kissingen geboren und wuchs in Nüdlingen auf. Nach dem Zivildienst in der Altenpflege studierte er von 1999 bis 2005 in Würzburg und Freiburg im Breisgau Katholische Theologie. Seine Diplomarbeit verfasste er zum Thema „Verbände am Ende? Katholische Jugendverbände unter Modernisierungsdruck“. Während des Pastoralkurses wirkte Hausdörfer in der Pfarreiengemeinschaft Güntersleben-Thüngersheim. Seit 2006 war er in Aschaffenburg eingesetzt und widmete sich dort den Schwerpunkten Jugendarbeit, interreligiöser Dialog, Jugendliturgie und -spiritualität sowie Eine-Welt-Arbeit.

Interview: Burkard Vogt (POW)

(3015/0727; E-Mail voraus)

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