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Kreuzwort vom 16. Januar 2021

Puzzeln mit oder ohne Gott

In den Vorweihnachtstagen wurde die Geschäftsführerin eines Unternehmens, das Puzzles herstellt, interviewt. Über den Ladentisch gingen in den Coronatagen immerhin dreimal mehr Spiele dieser Art. Ein eher oberflächlicher Grund dafür: „Der Puzzlespieler nimmt sich mehr Zeit für sich. Er erlebt Glücksgefühle und baut Stress ab.“ Im Verlauf des Gesprächs erfährt der Leser tiefere Motive: Puzzeln bildet das räumliche Vorstellungsvermögen. Der Spieler hat immer einen Teil von einem großen Ganzen in der Hand. Er muss zudem gegen niemanden gewinnen.

Und wenn eine Noppe fehlen würde, vielleicht eine von 6000, zufällig unterm Teppich gelandet – beispielsweise von einem Motorenteil oder von der Mitte einer Sonnenblume? „Das ist ein Horrorszenario“, so die Geschäftführerin.

Wenn die Noppe „Gott“ im Puzzle der Weltgeschichte gefehlt hätte, gäbe es keinen Kölner Dom, keine Sixtinische Kapelle, keine Hagia Sophia, keinen Issenheimer Altar. Andere Religionen könnten ähnliche Beispiele anführen. Es gäbe auch keine Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach, kein Requiem von Brahms. Rom und Jerusalem wären Provinzstädte. Zahllose caritative und soziale Einrichtungen wären nicht geschaffen worden. Die Mitte einer Gemeinde bildete ein multipel nutzbarer Gemeindesaal, umgeben von Geschäften, Büros, Fabriken, einem Gesundheitszentrum, so gesehen in Trabantenstädten.

Die Noppe „Gott“ stiftet Leben, innere und äußere Lebendigkeit. Sie heiligt und durchdringt den Verstand, die Sinne, alles menschliche Tun. Sie macht den Menschen zum Mitschöpfer, vielleicht sogar zum Miterlöser, wenn es um Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden geht.

Doch unsere Welt lebt vielfach so als ob es Gott nicht gäbe. Dietrich Bonhoeffer spricht von der „gottlosen Welt“, und der allzu oft missverstandene Philosoph Nietzsche weckt erschreckende Bilder vom Gottesverlust. Das sei so, als habe man das Meer ausgetrunken, als habe ein Schwamm den Horizont weggewischt, als sei die Erde von der Sonne losgekettet worden, als stürze der Mensch in ein unendliches Nichts, als falle und stürze er haltlos nach allen Seiten.

Um auf das Puzzlespiel zurückzukommen: Gott mutet uns selbst wie beim Puzzeln zu, „immer einen Teil von einem großen Ganzen in der Hand zu halten“ und die Welt - wie Jesus -in Liebe mitzugestalten. Dieser hat gegen niemanden gewonnen. Das hat Gott für ihn getan.

Peter Spielmann, Pastoraler Mitarbeiter in Obernau