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Kreuzwort am 8.4.2022

Packen wir's an

Seit fünf Wochen sind Karina mit ihrer Tochter und ihrem Mann Arslan bei uns im Haus zu Gast. Sie sind wie so viele vor dem Krieg aus Kiew geflüchtet. Gleich bei ihrer Ankunft haben wir noch zwei andere Frauen aus der Ukraine kennengelernt, die schon einige Jahre in Aschaffenburg leben.

 Sie engagieren sich jetzt für ankommende Flüchtlinge - indem sie Zimmer zur Verfügung gestellt oder über die Stadt für eine Unterkunft gesorgt haben.
Dazu hatte die eine Gastgeberin für ihre Gäste ein Schlafsofa organisiert, das nun aus dem Aschaffenburger Brentanoviertel nach Damm gebracht werden musste. Gemeinsam mit Arslan, der kein Wort Deutsch sprach, bin ich losgefahren, um das Sofa zu transportieren. „Ein Sofa von A nach B zu bringen, ist doch kein Problem für zwei gestandene Männer“, so dachte ich mir. Doch das „Sofa“ erwies sich als dreiteilige Sitzlandschaft, auch nach dem Zerlegen noch sehr voluminös und nicht ganz leicht. Die Wohnungen in den beiden Stadtteilen lagen in den oberen Etagen und beide Treppenhäuser waren sehr eng.
Der Arbeitseinsatz an diesem Nachmittag wird mir unvergesslich bleiben: Ohne dass wir uns mit Worten verständigen konnten, haben Arslan und ich das Sofa im einen Treppenhaus nach unten und im anderen wieder nach oben geschafft. Mal hieß es kräftig zupacken und schieben, mal vorsichtig rangieren. Nur mit Handzeichen und anderen nonverbalen Kommandos haben wir geklärt, wie wir durch Türen, um Ecken und über Handläufe kommen. Endlich stand das gute Stück da, wo es hin sollte.
„Packen wir's an!“ hatte ich mir vor dieser Aktion gesagt - im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Dazu braucht es nicht immer Worte, habe ich schnell gemerkt.
Und dieses „Packen wir's an!“ ist für meine Frau und mich gemeinsam mit unseren Gästen fast ein Motto geworden in den letzten Wochen. Vieles, was bei der Ankunft unsicher und unklar war, hat sich inzwischen gelöst. Behördengänge wurden erfolgreich absolviert, viele Formulare ausgefüllt. Es gibt nun für die Familie eine feste Arbeitsstelle und die Aussicht auf eine zweite, die Tochter geht in die Schule, und alle sind dabei, neue Kontakte zu knüpfen.
Nicht nur bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland, sondern auch bei den vielen anderen Herausforderungen unserer Zeit heißt deshalb die schlichte Botschaft des Sofaschleppers: „Packen wir's an!“
Peter Michaeli
Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung Aschaffenburg