Aschaffenburg (POW) Gerüste und der Baukran lassen schon aus der Ferne erkennen: Das traditionsreiche frühere Kapuzinerkloster in Aschaffenburg ist noch eine Baustelle. Seit wenigen Wochen ist es wieder mit Leben gefüllt. Fünf Schwestern und drei Brüder der Franziskanischen Gemeinschaft von Bethanien wohnen im bereits sanierten ersten Abschnitt des Gebäudekomplexes in der Innenstadt. „Wir wollen jetzt erst einmal die Stadt und ihre Menschen kennenlernen. Danach werden wir schauen, wo unser Engagement gebraucht wird", sagt Bruder Alberto Onofri. Das Bistum Würzburg investierte nach Angaben der Bischöflichen Finanzkammer rund drei Millionen Euro, um die historische Bausubstanz zu erhalten und den Innenausbau auf den heutigen Standard zu bringen. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann weiht das Kloster am Sonntag, 14. April, um 16 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kapuzinerkirche offiziell ein.
2009 kamen die ersten Mitglieder des von Kapuzinerpater Pancrazio Gaudioso in Italien gegründeten Instituts des geweihten Lebens nach Würzburg. Dort lebten sie im Pfarrhaus Sankt Gertraud und übernahmen die italienische Mission. „Diese Aufgabe werden wir in Zukunft von Aschaffenburg aus wahrnehmen, ebenso die Gefängnisseelsorge. Schwerpunkt unseres Engagements ist aber die allgemeine Seelsorge", betont Schwester Maria Francesca Gavirati. An den Gottesdienstzeiten in der Kapuzinerkirche hält die italienische Ordensgemeinschaft ebenso fest wie am „Nothelferdienst" für Menschen in schwierigen Lebenslagen, für die an der Pforte des Klosters immer ein offenes Ohr da war. Auch in diesem Punkt legen die Nachfolger, ganz in franziskanischer Tradition, Wert auf Kontinuität zu dem, was die Kapuziner fast 400 Jahre am Untermain leisteten.
Drei Säulen sind wesentlich für die Ordensfrauen und -männer in ihren – als Referenz an die Gottesmutter Maria – hellblauen Gewändern. Zum einen das Gebet. Neben dem Stundengebet, wie es in Klöstern üblich ist, pflegt die franziskanische Gemeinschaft von Bethanien auch eine tägliche Gebetsstunde nachts um drei Uhr. „Wichtig ist uns auch die Gastfreundschaft, die Jesus in Bethanien bei Martha, Maria und Lazarus erfuhr", sagt Bruder Corradino di Sante. Sobald die entsprechenden Übernachtungsmöglichkeiten fertiggestellt sind, stehe das Haus allen offen, die sich aus dem hektischen Alltagsleben zurückziehen wollen, um eine Weile in der klösterlichen Gemeinschaft zu bleiben. Insgesamt zwölf Schlafräume sollen entstehen, die dann bis zu 30 Personen Platz bieten: „Wir denken unter anderem an Ehepaare, die die Schönheit und Größe ihrer Berufung wiederentdecken möchten, aber auch an Priester und Ordensleute, die ihre Beziehung zu Jesus neu finden wollen." Dritte Säule im Leben der italienischen Ordensfrauen und -männer ist das Gemeinschaftsleben. Ganz selbstverständlich rotieren die täglichen Aufgaben wie Wäsche waschen, Kochen, Einkaufen und Putzen unter den Brüdern und Schwestern. „Wie wir unsere Gemeinschaft leben, ist unsere erste Weise der Evangelisierung", hebt Schwester Paola Imperatori hervor.
Mittelfristig sollen vom Kloster aus auch Angebote wie Bergfreizeiten und ähnliches organisiert werden. „Zunächst aber wollen wir uns mit den kirchlichen Stellen in der Stadt und ihrem Umland vernetzen. Vor allem im sozial-karitativen Bereich ist Aschaffenburg sehr gut aufgestellt", betonen die Schwestern und Brüder. Bis Ende 2014 soll ihre Gemeinschaft auf 15 Personen aufgestockt werden. „Wichtig ist, dass alle, die aus Italien hierher kommen, ausreichende Deutschkenntnisse besitzen. Denn wir haben jeden Tag mit Deutschen zu tun", betont Bruder Maurizio Luparello, der im Sommer in Italien die Priesterweihe empfängt.
Sobald die Baumaschinen abgezogen sind, soll dann der weitläufige Garten in Angriff genommen werden, der derzeit von den Arbeiten stark in Mitleidenschaft genommen ist. „Weil wir nur zu Dienstgängen unser Kloster verlassen, ist der Garten ein wichtiger Ort der Erholung. Und außerdem soll dort dann jährlich unser Klosterfest stattfinden", betont Bruder Alberto.
mh (POW)
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