Im Sommer 2004 hatten sie mit der Reise in Lüttich begonnen und waren dann jedes Jahr knapp zwei Wochen unterwegs gewesen. Nach insgesamt 70 Etappen und über 2000 km erreichten sie im Sommer 2009 zu elft die Heilige Stadt.
Der Weg über Belgien, Deutschland, Frankreich und Italien sollte sie möglichst nahe an den Spuren Maria Wards entlang führen, die den gleichen Fußmarsch 1621 gegangen war. Die Ordensgründerin unternahm damals die beschwerliche Reise, um beim Papst eine Anerkennung ihres Frauenordens zu erreichen. Die deutschen Pilger, die von den Maria-Ward Schwestern Monika Glockmann (Augsburg) und Gabriele Martin (Mindelheim) begleitet wurden, wollten nachspüren, was es bedeutet, sich auf so eine Reise zu machen. Natürlich waren sie viel besser ausgerüstet als Maria Ward. Leichte Wanderkleidung, ein Begleitbus für Gepäck und Proviant, Kompass und Karten gab es im 17. Jahrhundert nicht. Trotzdem war die Tour auch im 21. Jahrhundert alles andere als ein Spaziergang. Sonnenbrand, Blasen an den Füßen und der ein oder andere Umweg machten den Weg des öfteren beschwerlich. Gerade die letzte Etappe durch die Sommerhitze Italiens wurde dann auch zu einem konditionellen Test, der einem offenbarte, wie weit man im wahrsten Sinne des Wortes gehen kann.
Belohnung für die Mühen waren die Ausblicke auf wunderschöne Landschaften und viele Begegnungen mit Menschen auf dem Weg. Gerne erinnern sich die Grasers zum Beispiel an einen Mann in Nordfrankreich, der die Gruppe als Pilger erkannte und sie unaufgefordert mit Wasserflaschen versorgte. Danach begleitete er sie ein Stück des Weges, um ihnen eine Abkürzung zu zeigen, mit der sie fünf Kilometer Weg sparen konnten. „Wir haben ihn im Nachhinein ‚Unser Engel’ getauft“, erinnern sie sich dankbar.
Der Weg wurde für jeden Pilger aber auch zu einer Begegnung mit sich selber. Neben einem Morgen- und Abendlob gab es unterwegs täglich einen geistlichen Impuls, den man in einer Schweigestunden für sich bedenken sollte. „Das Schweigen hat mir gut getan, man fängt an, über das Wesentliche nachzudenken“, sagt Ulrich Graser. Auch seine Frau spürte eine Veränderung bei sich. „Das miteinander Reden wurde mir immer weniger wichtig, denn ich hatte an vielen Themen zu knappern, die mich in meinem Leben irgendwann beschäftigt hatten“. In der vierten Etappe stellte sich für sie die Frage, ob sie weiter gehen sollte. „Zum einen ist es für die Familie nicht so einfach, sechs Sommer lang den Urlaub bereits verplant zu haben, zum anderen war für mich manchmal auch die Pilgergruppe eine Grenzerfahrung. Jeder hat so seine Eigenheiten und ich merkte, dass ich da nervlich manchmal etwas angespannt war“. An diesem Punkt angekommen las sie den Bestseller „Ich bin dann mal weg“ von Harpe Kerkeling. Das half ihr bei der Entscheidung, weiterzugehen. Sie empfand es als großen Trost, das auch Kerkeling solche Grenzerfahrungen gemacht hat. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht perfekt und super fromm sein muss, um diesen Weg zu gehen, sondern mich so darauf einlassen kann, wie ich bin“.
Erleichtert und stolz waren die Pilger, als sie nach der 70igsten Etappe Rom erreichten und von der Generaloberin Sw. Mechthild Meckl (CJ) empfangen wurden. In der Kirche Santa Maria del Popolo legten sie die Wanderstöcke ab, die ihnen über die weite Strecke gute Dienste geleistet hatten.
Maria Ward hatte diesen weiten Weg in ihrem Leben insgesamt dreimal zurückgelegt und konnte trotzdem die Anerkennung ihres Ordens durch den Papst zu Lebzeiten nicht erreichen. Elisabeth Graser, selber Lehrerin an der Maria Ward – Schule in Aschaffenburg, findet aber gerade darin auch einen bemerkenswerten Wesenszug dieser entschlossenen Frau: „Ich schätze an Maria Ward die Fähigkeit, trotz Niederlagen nicht zu verbittern sondern gelassen zu bleiben.“
Ein Interview mit dem Ehepaar Graser zum Nachhören finden sie hier!
Infroamtionen ...
Zu Maria Ward:
Maria Ward, geboren 1584 in England, ist die Gründerin des Institutes der Englischen Fräulein (seit 2004 Congregatio Jesu). Sie rief eine Ordensgemeinschaft zusammen, die sich der Erziehung und Bildung von Mädchen zur Aufgabe machte. Ihr Leben lang bemühte sie sich um die Anerkennung ihres Ordens durch den Vatikan. Dreimal reist sie dazu nach Rom, doch die Zustimmung blieb ihr versagt. Nach ihrem Tod 1645 verbreitet sich ihre Idee auch ohne kirchlichen Rückhalt weiter. Im Jahr 1749 wird die erste Gemeinschaft kirchlich anerkennt. Auf ihre Gründerin dürfen sich die Schwestern erst seit einhundert Jahren berufen: 1909 erklärte Papst Pius X. sie offiziell zur Gründerin des Instituts der Englischen Fräulein. Heute ist der Orden weltweit verbreitet.
Zum Pilgerweg:
Auf den Spuren von Maria Ward waren die Pilger über 2000km unterwegs. Die Route wurde auf sechs Jahre angelegt, jährlich war die Gruppe zehn bis zwölf Tage unterwegs. Der Weg ging von Belgien über Frankreich bis nach Italien. Die Alpen wurden am Mont Cenis überquert.
Die Etappen im Einzelnen:
1.Lüttich – Trier
2.Trier – Besancon
3.Besancon – Chambery
4.Chambery – Alessandria
5.Alessandria – Florenz
6.Florenz – Rom
Eine kurze Beschreibung des Weges findet man im Internet unter www.mariaward.de in der Rubrik „geistliches Zentrum“.