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Kreuzwort am 10. Dezember 2021

Nach Er-Lösung suchen

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! Und über Erlösung wird viel gesprochen in diesen Tagen - und es wird viel versprochen: Ist die Impfquote nur hoch genug, dann ist alles vorbei. Bleiben wir nur lang genug allein, dann steckt sich niemand mehr an. Tragen wir oft genug Maske, bleiben Schulen offen. Testen wir häufig genug, muss niemand auf etwas verzichten. Erlösung ist uns verheißen - doch die Erfüllung bleibt aus.

Also versuchen wir, uns selbst zu erlösen: durch Impfung, durch Schließung, durch Regeln und Verbote. Frei nach dem Motto: wenn wir nur genug verzichten und büßen - wenn wir nur genug dazu tun, dann kommt sie, die Erlösung. Dann klappt es - und alles ist vorbei. Aber je mehr wir tun und zusperren und zwingen - desto mehr stellen wir fest: Es funktioniert nicht. Statt gelöst zu leben, engen wir uns immer mehr ein. Wir verschließen uns in uns selbst, richten uns nur noch nach innen aus - und laufen mit dem Blick der Selbstgerechtigkeit durch die Welt, der nur noch sich selbst sieht. Mit diesem einen Blick spalten wir unsere Gesellschaft. Teilen ein in Gute und Böse, in Pandemietreiber und Lebensschützer, in Geimpfte und Ungeimpfte. Wir wären ja alle schon längst erlöst, wären da nicht die anderen … die die Erlösung verhindern. Wir verschließen unseren Blick voreinander. Wir sehen einander nicht mehr, hören unseren Fragen nicht mehr zu; haben kein Verständnis mehr für andere Position der einen, akzeptieren nur noch eigene Antworten. Die Klagen der einen werden aufgerechnet gegen die moralische Übermacht der anderen - und alles endet in gegenseitigem Anschreien, Überschreien, Totschreien. Erlösung sieht anders aus. Sie kommt nicht, wenn wir weiterhin nur auf uns selbst starren. Wir müssen dazu unseren Blick heben - müssen uns aufrichten. Damit unser Blick über unser eigenes kleinliches ICH hinaussehen - und unser Herz wieder Platz hat, weit zu werden und mit zu fühlen. Nur mit einem aufrechten weiten Blick nämlich sind wir frei genug, zu erkennen, dass wir genauso gefährdet, unsicher, ängstlich und erlösungsbedürftig sind wie die Welt um uns herum. Vielleicht suchen wir dann gemeinsam mit ganzem Herzen nach neuen Lösungen, anstatt in alten Feindbildern zu verharren. Und machen unsere Welt so ein kleines bisschen bereiter für ihre Erlösung.

Stephanie Wegner
Ev. Pfarrerin Kreuzwertheim