„Ich habe erst gedacht, dass die Kästen etwas mit dem Waldfriedhof am Bischberg zu tun haben“, erzählt sie. Aber das Rätsel konnte gelöst werden: Die silbernen Kästen sind kein Depot für Schlüssel oder andere Dinge, es finden sich spirituelle Impulse darin.
Die Idee für diesen Wanderweg hatte Gemeindereferentin Angelika Kunkel gemeinsam mit ein paar Frauen aus den Pfarreiengemeinschaften Laufachtal und Sankt Vitus im Vorspessart. Sie kannte solche Wege schon von Urlaubsfahrten und schätzt daran, dass man so den Spaziergang mit einem zusätzlichen Sinn versehen kann. Außerdem sieht sie darin eine Möglichkeit, die christliche Botschaft neu und anders an die Menschen zu bringen. „Man merkt einfach, dass die Gottesdienste in ihrer klassischen Form die Menschen nicht mehr ansprechen, viele aber doch nach Spiritualität suchen“, erklärt sie. So ein Weg biete nach ihren Worten die Möglichkeit sich in seinem eigenen Tempo und in einer selbst gewählten Dosierung anregen zu lassen und zum Nachdenken zu kommen.
Auch Kinder sollen mit dem Projekt angesprochen werden. Deswegen gibt es an jeder der sieben Stationen gleich zwei Briefkästen: einen, der höher hängt, für die Erwachsenen und einen, der auf Augenhöhe der Kinder hängt. Neben meditativen Gedanken finden sich bei den Kindern unter anderem auch kleine Aufgaben. Zum Beispiel werden sie an einer Station zu einem Vertrauensspiel eingeladen, bei dem die eine den anderen blind führen soll.
Der knapp sechs Kilometer lange Rundweg ist so angelegt, dass man an verschiedenen Stellen einsteigen kann. Die Stationen drehen sich zwar um ein gemeinsames Thema, bauen aber nicht aufeinander auf. Es ist also egal, in welche Richtung man läuft und ob man tatsächlich alle Stationen ansteuert. Die Impulse sollen alle paar Monate ausgetauscht werden, damit man den Weg immer wieder neu entdecken kann. Aktuell sind die Stationen zum Thema „Frieden“ gestaltet und greifen damit eine Sehnsucht auf, die in diesen Tagen sehr aktuell ist.
Im Team hat Kunkel Frauen aus beiden Pfarreiengemeinschaften und unterschiedlichen Ortschaften eingebunden. Die fünf Frauen waren schnell und mit Begeisterung dabei. „Ich finde es toll, was für neue Denkanstöße man auf diese Weise bekommt, und es ist gut, in unserer hektischen Zeit einfach ein bisschen zu entschleunigen“, sagt beispielsweise Hella Schenk aus Laufach. Und Nicole Häfner findet gut, dass man sich nicht an feste Gottesdienstzeiten orientieren muss und die Kinder so auch die freie Natur erleben können.
Knapp zwei Jahre war die Planungszeit für den spirituellen Weg. Der Weg musste gefunden, ein Logo kreiert, Impulse erstellt werden. Unterstützt wurde das Team nicht nur von den katholischen Pfarreien des Pastoralen Raums Spessart Nord, sondern auch von den Gemeinden Laufach und Sailauf, die unter anderem für die Aufhängung der Briefkästen sorgten. Ein Wanderzeichen mit der Aufschrift „bewegt unterwegs“, die wiederum von vielen bunten Fußspuren umrahmt werden, zeigt jetzt, wo es lang geht. Einsteigen kann man beispielsweise am Sportplatz Sailauf, am Naturfriedhof Bischling oder in Laufach an der Bergstraße.
Offiziell eröffnet wird der Weg am Sonntag, 26. Juni, um 15 Uhr mit einer kleinen Andacht am Sportplatz in Sailauf. Eine Broschüre mit Wegbeschreibung liegt in vielen Geschäften, Kirchen und Rathäusern des Pastoralen Raums Spessart Nord aus und kann auch als PDF auf der Homepage www.pg-vorspessart.de heruntergeladen werden.
bv (POW)
Ein Interview mit dem Team finden Sie unten als Download!