Ja, ich fand das toll, als Studentin ein Jahr im Ausland zu leben und nur die 20 kg Gepäck mit zu haben, die für den Flug gerade mal erlaubt waren. Sich nur auf das Wesentliche konzentrieren, das befreit. Befreit von all dem Ballast, den man sonst so mit sich herumschleppt. Ich habe auch oft die Erfahrung gemacht: Ich brauche gar nicht viel! Auf der Fahrradtour 10 Tage – eine Satteltasche Kleidung reicht. Im Campingbus 3 Wochen unterwegs: Die wenigen Sachen sind schnell aufgeräumt. Toll. Für mich ist es befreiend und erholsam nur wenig bei sich zu haben. Als Jesus damals mit seinen Freunden durchs Land gezogen ist, hatte er oft auch nur ein kleines Bündel mit dabei. Kein Kopfkissen, nicht viel zu Essen, kein Zelt. Er ist einfach so losgegangen. Und: Es hat sich immer etwas ergeben, so lesen wir es in der Bibel. Menschen laden Jesus ein, er bekommt Bett und Essen. Er teilt das Wenige, was andere mit dabeihaben und es reicht für alle! Jesus ist frei – mit wenig Gepäck – und macht die Erfahrung: Ich bekomme viel geschenkt. Die Wüstenmönche haben das dann später im 3. und 4. Jahrhundert nachgemacht. Sie zogen sich in die Einöde zurück, nur mit dem Allernötigsten. Damit sie frei waren. Frei für Gott. Sie lebten in Höhlen, mussten keine Besitztümer pflegen… Allerdings lebten sie oft in Hör- und Geh-Weite zu anderen Mönchen. Sie hatten Kontakt, versorgten sich gegenseitig, halfen, wenn Not war und kümmerten sich umeinander und auch um die, die unfreiwillig nichts hatten. Ihre Enthaltsamkeit befreite auch zum Blick auf die Nöte der anderen. Ja – vielleicht ist meine Schwester schon viel weiter als ich: Dass sie die Nöte ihrer Familie im Blick hat und für alle Eventualitäten gewappnet ist. Sie war es, die eine kühlende Salbe mit dabei hatte, als ich von einer Wespe gestochen wurde. Das tat gut!
Judith Haar-Geißlinger
Pfarrerin Kleinheubach