Kleinkahl (POW) „Ooooh, der schwebt!“, rufen die Vorschulkinder in der Kindertagesstätte Spatzennest in Kleinkahl-Edelbach aufgeregt. Und tatsächlich: Die gelbe Plastikmülltüte mit dem aufgemalten Geistergesicht hebt sich langsam über dem Toaster in die Höhe. Das hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern mit der Hitze, die aus dem Elektrogerät kommt und die Luft im dünnen Plastiksack erwärmt. Mit dem spannenden Effekt haben die Kinder fast wie nebenbei gelernt, wie sich warme Luft verhält. Das ist wichtig bei der Frage, wie man energiesparend heizen kann, eines der Themen bei der interkulturellen Energieexpedition, die in Kleinkahl Ende September zu Gast war.
Die Veranstaltung tourt gerade durch kirchliche Kindergärten im Bistum Würzburg. Projektträger ist die Energieagentur Unterfranken, ein unabhängiger Beratungsservice, der sich den Themen Energieeffizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Expeditionsvormittage, die mit der Diözese Würzburg als Kooperationspartner ausgerichtet und vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz gefördert werden, sind inklusiv und für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund angelegt. Denn Klimaschutz gehe alle etwas an, sagt Christof Gawronski, Umweltbeauftragter der Diözese. Noch bis Ende des Jahres wird deshalb das Team der Energieagentur bei Vorschulkindern in verschiedenen Kindertagesstätten zu Gast sein.
„Es geht bei unseren Besuchen um das Thema Energiesparen im Allgemeinen, um das richtige Heizen und Lüften, um Müllvermeidung und was wir überhaupt tun können, um die Schöpfung zu bewahren“, erklärt Projektkoordinatorin Julia Stubenrauch. Damit es für die Kinder nicht langweilig wird, kommt sie mit pädagogisch versierten Energietrainerinnen in die Einrichtungen. Diese vermitteln die Themen in Kleingruppen möglichst lebendig. Da gibt es nicht nur spannende Erfahrungen mit dem „Toast-Geist“. An einer anderen Station wird beispielsweise ein Energiefahrrad aufgebaut. Wenn die Kinder darauf genügend strampeln, können sie einen Fön zum Laufen und eine Glühbirne zum Leuchten bringen. Das ist zwar anstrengend, macht aber trotzdem allen Spaß.
„Kinder müssen zuschauen, anfassen und ausprobieren dürfen“, sagt Energietrainerin Viktoria Heinelt-Henrich zur Methodik. Deswegen werden sie auch angehalten, Müll nicht nur richtig zu sortieren, sondern dürfen das gleich üben. Natürlich ist es am besten, wenn man ihn von vorneherein vermeidet. Die Kleinkahler Vorschulkinder bekommen deshalb gleich mal einen Stoffbeutel geschenkt, der die Plastiktüte ersetzen soll. Darauf dürfen sie selbst die Umrisse ihrer Hand aufzeichnen. „Die Hand sagt: Ihr könnt selbst aktiv etwas für die Umwelt tun“, erklärt Stubenrauch. Sie hofft, dass die Botschaft von den Kindern auch nach Hause zu den Eltern getragen wird.
Am Ende des Aktionstags steht die Wiederholung des Gelernten. Die Kinder wissen jetzt, dass man die Kühlschranktür richtig schließen soll, dass man Müll nicht in die Natur schmeißt oder zum Lüften die Fenster nur kurz öffnet, damit nicht zu viel Wärme verloren geht. Dann ist die Energieexpedition bestanden und die Kinder bekommen sogar ein Zertifikat mit nach Hause. Wichtiger als dieses Papier ist sicher die Erfahrung, dass Umweltschutz auch Spaß machen kann. „Ich möchte sein ein kleiner Sonnenschein für die Tiere und für Pflanzen und für dich und mich“, singen die Kinder am Ende gemeinsam mit den Trainerinnen.
bv (POW)
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