Schließlich eskaliert der Konflikt, immer absurdere Sabotagen und Angriffe… Am Ende sterben beide am Fußboden ihrer Eingangshalle, nachdem sie im Kampf gegeneinander vom Kronleuchter abgestürzt sind.
Auch wenn die bitterböse Kinokomödie „Der Rosenkrieg“ aus dem Jahre 1989 satirisch überzeichnet und an Sarkasmus kaum zu überbieten ist, führen Kathleen Turner und Michael Douglas als Ehepaars Rose geradezu beispielhaft auf, wie Eskalationsdynamiken in Gang kommen. Beim gerade noch verliebten Ehepaar werden aus einer vermeintlich harmlosen Meinungsverschiedenheit verhärtete Standpunkte, die unterschiedlichen Anliegen lassen sich dann nicht mehr ohne Gesichtsverlust miteinander verbinden, jetzt geht es um Gewinnen oder Verlieren – und schließlich gibt es nur noch Verlierer. Der Konfliktforscher Friedrich Glasl spricht von Stufen abwärts oder von einem Abhang, der nach unten immer steiler wird und hochzukommen immer mehr erschwert.
Ein Gegenbild zum sprichwörtlich gewordenen „Rosenkrieg“, einer nicht mehr einzuholenden Konfliktdynamik, sind für mich die Streitschlichterinnen und -schlichter, deren Ausbildung und Tätigkeit ich vor Jahren in einer Grundschule begleiten durfte. Diese qualifizierten Freiwilligen helfen Mitschülern, die in einen Streit geraten sind, diesen frühzeitig zu klären. Hier wird die Kompetenz des aktiven Zuhörens trainiert: Wie ist es zu diesem Streit aus der jeweiligen Sicht gekommen? Auch Lösungskompetenz und Kompromissbereitschaft werden eingeübt. Die Mühen und so manche inhaltliche Schleife lohnten sich: Den Kindern war nach einer gelungenen Streitschlichtung förmlich die Erleichterung anzusehen, meistens kam es auch zu einer Versöhnung.
Wenn Sie diese Zeilen lesen, werde ich auf dem Katholikentag in Erfurt sein. Das Motto lautet: „Zukunft hat der Mensch des Friedens“. Ein Kontrapunkt angesichts gesellschaftlicher Polarisierung, unstatthafter Vereinfachungen, Übergriffen und Hassreden im Netz. Ganz abgesehen davon, dass der Krieg in der Ukraine und in Gaza die Frage nach Frieden aussichtslos erscheinen lässt. Das Wort aus dem Psalm 37 hat den einzelnen Menschen und dessen Haltung im Blick. Für mich heißt das, frühzeitig und achtsam Irritationen ansprechen und klären, bevor…
Andreas Bergmann, Pastoral- und Bildungsreferent, Kirchlicher Organisationsberater