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Kreuzwort am 25. März 2022

Mensch, wo bist du?

Diese Frage stellte Gott den Menschen als sie sich im Paradiesgarten versteckt hatten. So erzählt es uns das erste Buch der Bibel. Mensch, wo bist du? Was soll diese Frage Gottes? Weiß Gott nicht ganz genau, wo Adam und Eva sind? Geht es bei dieser Frage vielleicht darum, dass der Mensch sich selbst bewusst wird, wo er steht, wer er oder sie ist, was ihr wichtig ist? Die Menschen dachten, sie könnten die Fähigkeit gewinnen, zweifelsfrei zu erkennen, was gut ist und was nicht. Viele Menschen denken bis heute, genau zu wissen, was richtig ist und was falsch. Irrtum ausgeschlossen. Nun kann ich natürlich zu einem Sachverhalt eine klare Meinung haben. Ich kann von etwas überzeugt sein und einen Standpunkt dazu einnehmen.

Oft ist es notwendig, klar zu meiner Überzeugung zu stehen. Aber kann es richtig sein, andere mit Gewalt oder mit Drohungen oder Beschimpfungen davon überzeugen zu wollen, dass mein Standpunkt der einzig wahre ist? Da muss ich mich schon fragen lassen: „Mensch, wo bist du? Was tust du? Wofür stehst du ein? Welcher Mittel bedienst du dich?“ Menschen beschimpfen und bedrohen andere in sozialen Netzwerken im Schutz der Anonymität. Sie missbrauchen Machtpositionen, um andere klein und in Abhängigkeit zu halten. Sie nutzen militärische Überlegenheit aus und überziehen ein Land mit Krieg. All das ist meiner Ansicht nach falsch. Zu dieser Meinung stehe ich. All das widerspricht der Haltung Jesu wie ich sie aus den Evangelien herauslese. Er stand auf der Seite der Kleinen und Rechtlosen. Sein Bekenntnis zu Gott war ihm wichtiger als sich den ‚Herren der Welt‘ zu beugen. Er sagte: „Ihr seid das Salz der Erde...“. Ich höre: „Bringt euch ein, gestaltet mit, lebt und bringt den Frieden“. Wer Würze in die Welt bringen will, braucht ein Gespür für die richtige Dosierung. Wer zwischendurch abschmeckt, vermeidet es, die Suppe zu versalzen. Wer bereit ist, die eigene Haltung und Meinung zu überdenken, findet leichter das rechte Maß. „Mensch, wo bist du?“ Vielleicht könnten wir uns selbst diese Frage von Zeit zu Zeit stellen. Wir könnten nach aufrichtigen Antworten suchen. Und wenn wir sie gefunden haben, unser Handeln danach ausrichten und so mit kleinen Schritten die Welt ein bisschen zum Guten verändern.

Brigitte Glaab,
alt-katholische Priesterin, Aschaffenburg