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Mehr an Leben

Gerade eben noch war Fasching angesagt, und jetzt ist sie plötzlich da, wieder einmal: die Fastenzeit. Gänzlich unpassend, wo doch die Eisdielen wieder öffnen und sich in den Geschäften Berge von Schokoladen-Ostereiern und Osterhasen türmen! Oder auch gerade zur rechten Zeit, damit der Winterspeck abschmilzt, bevor die Badesaison beginnt?!

 In meiner Kindheit war noch recht klar, was man in der Fastenzeit darf und was nicht; heute muss ich selbst entscheiden, auf was ich zeitweise verzichten will. Und auch, warum eigentlich!
Keine Frage: Weniger Schokolade ist gesund für mich. Nicht ohne Grund kennen die meisten Religionen Zeiten des Fastens, und auch weniger religiöse Menschen schätzen das Heil-Fasten, weil es Körper und Seele gut tun kann. Fasten heißt ja auch, etwas für mich zu tun – und nicht gegen mich!
Aber es geht noch um mehr. In der christlichen Tradition steht am Beginn der Fastenzeit der Aschermittwoch, an dem im Gottesdienst jedem/r einzelne/n gesagt wird: „Kehr um und glaube an das Evangelium!“ Das ist im Markus-Evangelium der erste Satz, den Jesus spricht, sozusagen die Überschrift über sein Projekt. Und wörtlich übersetzt heißt es eigentlich: „Denk‘ um!“ Darum geht es: Meine Denkweise, meine Perspektive zu verändern. Zu schauen, wo die Richtung nicht stimmt in meinem Leben. Zu spüren, wo ich mir selbst nicht gut tue – und wo ich auf Kosten anderer lebe. Das kann sehr wohl mit meinem Essen und Trinken zu tun haben: woher und von wem meine Lebensmittel kommen, ob sie natur- und menschenverträglich hergestellt werden, wie viel Energie in die Verarbeitung und den Transport fließt… Das ist kompliziert, zugegeben. Aber lebens-wichtig. Und Ähnliches gilt zum Beispiel auch für meinen Verbrauch an Strom und Wasser, für meine Kleidung oder meine Mobilität. Mir bewusst einmal nicht mehr zu nehmen, als ich brauche, und mich auf das wirklich Wichtige zu beschränken - das könnte ein Umdenken sein, das ein „Mehr“ an Lebensqualität bedeutet.
Manchmal geht mein „Umdenken“ aber auch in eine andere Richtung. Verblüfft hat mich ein Mann, der in einer Radio-Umfrage sagte, er habe sich vorgenommen, in der Fastenzeit mehr zu essen und zu trinken, ganz bewusst. Vielleicht ist das auch für andere Menschen angesagt: sich die Ruhe und die Zeit zu nehmen, ausreichend und gesund zu essen und zu trinken. Oder mehr zu schlafen. Oder mehr Zeit Menschen zu haben. Immer geht es um das „Mehr“ an Leben, für mich selbst und für die vielen Menschen und Geschöpfe, deren Leben mit meinem Leben verbunden ist. Und das ist das Evangelium, die gute Nachricht aus dem Jesus-Wort vom Aschermittwoch: „Glaub‘ daran, vertrau‘ darauf – das gute Leben ist möglich, für dich und für alle!“

Dr. Ursula Silber
Bildungsreferentin im Tagungszentrum Schmerlenbach