Geschichte des Martinushaus
Als „Zentrum der Bildung, des geistigen Austausches und der Gemeinschaft für die Region Untermain“ bezeichnete der Würzburger Bischof Dr. Josef Stangl das Aschaffenburger Martinushaus bei seiner Einweihung am 11. November 1972. Damals ging eine über zehnjährige Planungszeit zuende. Das katholische Zentrum im Herzen der Stadt sollte den Forderungen des zweiten Vatikanischen Konzils gerecht werden und soll, wie es bei der Grundsteinlegung hieß, „die Menschen menschlicher und gottesfürchtiger werden lassen.“
Bei den Umbauten des dem Martinushaus angegliederten ehemaligen Kolpinghotels Anfang der neunziger Jahre zum Bürogebäude für die Caritas und Jugendarbeit entstanden durch menschliches Versagen enorme Wasserschäden. Dazu kamen Verschleißerscheinungen im sanitären Bereich, ein undichtes Flachdach und die Feststellung, dass das Gebäude mit Schadstoffen belastet ist. Für eine Sanierung waren im Jahr 2002 rund 7,5 Millionen Euro fällig gewesen. Von Anfang an war auch das zum Bürogebäude umfunktionierte ehemalige Hotel wegen der baulichen Voraussetzungen eine eher provisorische Lösung. Deswegen entschied sich die Diözesanleitung gemeinsam mit den Nutzern des Martinushauses für einen Neubau an gleicher Stelle.
2001 ging bei einem Architektenwettbewerb der Entwurf von Otto Huttner als Sieger hervor, 2002 erfolgte der Abriss, 2003 begann dann unter Leitung des Architekturbüros Dreier-Gekle der Neubau. Die Kosten belaufen sich auf etwa 11,5 Millionen Euro.
Ein Haus für Viele
Ein Aspekt des Hauses ist seine Funktion als Sammelstelle für verschiedene kirchliche Dienste und Aufgaben. Auf einer Nutzfläche von 3.400 Quadratmetern sind untergebracht:
Die Erwachsenenbildung „Martinusforum“
Das Diözesanbüro
Die Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit
Die Jugendbildungseinrichtung „Katakombe“
Die Katholische Arbeitnehmerbewegung
Die Betriebsseelsorge
Das Katholische Seniorenforum
Der Caritasverband e.V. für Stadt und Landkreis Aschaffenburg mit den Einrichtungen
-Allgemein sozialer Beratungsdienst
-Fachdienst Gemeindecaritas
-Kleiderkammer
-Psychosoziale Beratungsstelle
-Erziehungsberatungsstelle für Aschaffenburg-Stadt
-Migrationsdienste
-Telefonseelsorge
Darüber hinaus befinden sich Räume für die Pfarrei St. Agatha, eine Tiefgarage mit 32 Stellplätzen und eine Hausmeisterwohnung in dem Gebäude.
Gang durchs Gebäude
Wenn man sich dem neuen Martinushaus aus Richtung Fußgängerzone nähert, fällt zunächst die Wechselwirkung zwischen der kühlen Kalksteinfassade und dem schlanken Turm der St. Agatha Kirche ins Auge. Der Bau soll nach dem Entwurf von Architekt Otto Huttner Offenheit und Transparenz ausstrahlen. Dies gelingt ihm ansatzweise durch die große Fensterfront in Richtung Agathaplatz, in der sich verschieden Facetten der alten Pfarrkirche wiederspiegeln und durch die weite Treppe in Richtung Treibgasse. Im Inneren findet sich neben den vielen Büros ein großer Saal für über 400 Personen, ein sehr schlicht eingerichteter Meditationsraum, verschiedene Gruppenräume und im Keller viel Platz für die offene Jugendarbeit. Während die Jugendlichen einen eigenen Eingang an der Rückseite des Gebäudes haben führt der zentrale Eingang in der Treibgasse zu einem weiträumigen Foyer mit Informationsschalter. Ein Kleinod ist der neu entstandene Innenhof, der mit seiner Baumbepflanzung und den Bänken darunter zum Verweilen einlädt und auch für Freiluftveranstaltungen geeignet ist.
Vom Martinushaus zum Martinusforum
Bei der Eröffnung in den 70iger Jahren war der Begriff „Martinushaus“ vor allem ein synonym für die Erwachsenenbildung der Kirche am Untermain. Nach und nach hielten jedoch immer mehr Dienststellen Einzug in das Haus. Um das Gebäude als Zentrum verschiedener Einrichtungen von der eigentlichen Erwachsenenbildung zu unterscheiden, hat der Martinushaus e.V. nun beschlossen, seine Arbeit in Zukunft unter dem neuen Markenzeichen „Martinusforum“ laufen zu lassen. Mit dem Begriff „Forum“ soll auch der Charakter der Arbeit deutlich werden, die viel mit Begegnung und Offenheit zu tun hat.
Konzeptionell sollen bewährte Veranstaltungen wie zum Beispiel das Dienstagsgespräch, zu dem oft bundesweit bekannte Referenten eingeladen werde, beibehalten werden. Ein neuer Schwerpunkt wird laut Stefan Eirich, dem geistlichen Leiter der Einrichtung, in der sogenannten Schnittstellenarbeit gesetzt: „In den Bereichen, in denen sich Theologie und Kunst, Kino oder Literatur berühren, werden wir die Anzahl der Veranstaltungen erhöhen.“ Auch die spirituelle Komponente soll betont werden. Meditation und Weiterentwicklung des eigenen geistlichen Lebens sollen ihren festen Platz im Programm habe. Darüber hinaus wird das Haus auch eine Rolle in der zur Zeit in Aschaffenburg entstehenden Citypastoral spielen. Eirich versteht das Haus gerade auch als ein Ort, in dem sich Menschen finden können, die keinen Bezug haben zu der Pfarrgemeinde vor Ort.
Die Feierlichkeiten
Am Freitag, den 30. September findet um 17.00 Uhr in der St. Agathakirche ein Pontifikalamt statt. Anschließend wird das Haus von Bischof Friedhelm gesegnet und bei einem Festakt im großen Saal seiner Bestimmung übergeben. Am Samstag, den 1. Oktober kann das Gebäude dann im Rahmen eines „Tages der offenen Türe“ von 10.00 – 14.00 Uhr besichtigt werden.