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Kreuzwort am 26. Juni 2021

Macht Reichtum glücklich?

Wenn Sie sich selbst als Christ bezeichnen, werden Sie diese Frage vermutlich verneinen. Reich sein zu wollen, gilt gemeinhin als ethisch fragwürdig, vielleicht sogar als unanständig. Und das nicht nur bei gläubigen Christen. Anhänger Buddhas etwa sehen das ganz ähnlich. Wer glücklich sein will, sollte lernen, mit anderen zu teilen und Verzicht zu üben. Denn Egoisten kommen nicht in den Himmel.

Wer die Bibel liest, findet dafür eine Fülle von Belegen. Jesus spitzt es einmal so zu: „Was hat ein Mensch davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert?“ Beim Evangelisten Lukas geht es sogar so oft um das Thema Armut – angefangen bei den Hirten bei der Geburt Jesu -, dass man es auch das „Evangelium der Armen“ nennt.

Reichtum verdirbt den Charakter? So einfach ist es nicht. Denn es gibt durchaus Gleichnisse Jesu, die ein anderes Bild zeichnen. Da wird kluges Wirtschaften gelobt, er selbst hat reiche Gönner und auch bei den ersten Christen waren wohlhabende Leute darunter. Der urchristliche Kommunismus, wie er noch in der Apostelgeschichte geschildert wird, ist jedenfalls genauso gescheitert wie der Marxismus des 20. Jahrhunderts.

Denn es stimmt ja: Bevor ich etwas abgeben kann, muss ich erst zuvor etwas erwirtschaftet haben. Auch wir Kirchen brauchen Ihre Kirchensteuern, um anderen Menschen Gutes zu tun. Im Grunde fußt unsere ganze Sozialgesetzgebung auf diesem Solidarprinzip, wobei über das Maß des Abgebens, sprich Steuern und Abgaben, zurecht heftig diskutiert wird ebenso wie ganz aktuell über die Frage der Impfpatente und, ob die BioNTec-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci ihre Milliarden wirklich verdient hätten.

Macht Reichtum glücklich? Oder nicht vielmehr furchtbar einsam, weil ich meinen Reichtum sorgsam vor anderen verbergen muss, wie die Inhaber der beiden größten deutschen Supermarktketten? Mit Geld muss man umgehen lernen, sagt man. Mit Reichtum auch. Denn an sich ist reich sein weder gut noch schlecht. Es kommt vielmehr darauf an, was ich daraus mache. Ob ich meinen Reichtum horte, auf ihm sitze und ihn mit Klauen und Zähnen verteidige oder ob ich ihn für eine lebenswerte Zukunft investiere. Schon der Apostel Paulus wusste: Geben ist seliger als nehmen.

Rudi Rupp
Evang. Dekan am bayerischen Untermain