Wir haben die Welt eingeteilt: In Menschen, die durch unsere Türe kommen dürfen. Zu denen wir Vertrauen haben, die sind wie wir, die denken wie wir, vor denen wir keine Angst haben. In Menschen, die wir aussperren, die vor der Tür bleiben.
Und dann heißt es plötzlich in Psalm 24 zum Advent: „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt auf". Das bringt alles Festgefügte durcheinander, wirbelt Werte, birgt Unruhe. Wir sollen über unseren Schatten springen und uns ändern?
„Macht die Tore weit und die Türen in der Welt auf". Lasst sie neu einziehen in die Welt, die Hoffnung. Denn es gibt sie und es geschehen Dinge, die wir in unserer überschaubaren Welt nicht für möglich halten. Hat Gott sie nicht neu entzündet, die Hoffnung. Auch unter uns? Ein Licht, das sich ausbreitet?
„Macht die Tore weit und die Türen in der Welt auf". Lasst sie neu einziehen in die Welt, die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit Gottes, die für alle gilt - nicht nur für die, die hinter unserer Türe sind. Auch für die draußen.
„Macht die Tore weit und die Türen in der Welt auf". Lasst Menschen neu zueinander finden. Menschen, die sich vorher aussperrten oder einander nicht begegneten. Damit Menschen sich wirklich begegnen, dazu müssen wir auch Riegel abbrechen und Schlösser ausbauen.
„Macht die Tore weit und die Türen in der Welt auf" - dann werdet ihr Gottes Segen empfangen. Das Kind Jesus im Stall war nicht standesgemäß und es brachte so viel Unruhe als Erwachsener, dass man ihn aus dem Weg schaffte. Und doch hat es uns die Tore in den Himmel geöffnet.
Bettina Lezuo,
Evangelische Pfarrerin in Goldbach