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Lust auf Wandel?

Im Johannesevangelium wird die Geschichte der Hochzeit von Kana erzählt. Als die Gäste auf dem Trockenen sitzen, verwandelt Jesus Wasser in Wein. Eine verlockende Vorstellung: Wasser in Wein zu verwandeln.

Ich war im Dezember in einem Weindorf auf dem Weihnachtsmarkt. Dort fand ich einen alten Weinstock. Er hat mich mit der Kraft, die er ausstrahlte begeistert. Seitdem steht er in unserem Garten. Wie gesagt: vor Weihnachten, dem Fest der Menschwerdung: Gott wird Mensch und will durch uns immer wieder neu Mensch werden. Er will sich also in uns wandeln. Dadurch werden wir zu dem, was wir sind: Menschen
Haben wir Lust auf diesen Wandel? Wenn wir den alten Weinstock befragen, wie wird Wasser zu Wein, würde er uns seine Geschichte erzählen: Ich nehme den Ort, an dem ich stehe an. Ich verwurzele mich, sauge das Wasser, die Nährstoffe aus der Erde. Ich lasse meine Reben sich entwickeln, wende mein Gesicht der Sonne zu und vertraue dem Herrn des Weinbergs, dass er mich pflegt und mich zur rechten Zeit erntet. Nicht ich, der Winzer hat dann die Gabe mit dieser Ernte – meinen Früchten - so umzugehen, dass daraus der Wein wird.
Der gleiche Evangelist Johannes schreibt: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich in ihm, in dem kann ich wirken, und er wird viel Frucht tragen."
Wie wird aus Wasser Wein? Indem sich ein Subjekt ganz auf das andere einlässt. Letztlich lässt sich Gott auf uns ein. „Ich bin in Euch und ihr seid in mir." Er braucht unsere Lust am Wandel, will durch uns sichtbar, „schmackhaft" werden.
Als bei der Hochzeit in Kana die Gäste auf dem Trockenen saßen, meinte Maria: „Was er Euch sagt, das tut." Was aber sagt uns Jesus: „Liebet einander, so wie ich Euch geliebt habe." „Bleibt offen für meine Liebe." Wo wir uns darauf einlassen, dass Gottes Kraft durch uns fließt, da wächst in uns etwas: wir werden lebens- und liebesfähig. Da sitzen wir dann nicht mehr mit leeren Krügen auf dem Trockenen. Da kündigen sich Hoch-Zeiten an. Mein alter Weinstock würde sagen: Ohne meine Wurzeln ging gar nichts.
Wir haben als Christen einen starken Wein. Wir sollten ihn aber nicht mit dem lauwarmen Wasser des Alltags verwechseln. Das heißt: Menschwerdung ohne diese mystische Verwurzelung wird zu einer lauwarmen Angelegenheit. Mit dieser Verwurzelung werden wir immer wieder zu Hoch-Zeiten mitten im Alltag eingeladen. Genießen wir sie.

Dr. Peter Müller
Stellv. Fachakademiedirektor