Deshalb war Lichtmess auch der Termin, um neue Angestellte auf den Hof zu holen – oder um den Arbeitgeber zu wechseln, wenn man das wollte und konnte. Und die Kerzen, die man in der Winterszeit gemacht hatte, ließ man im Gottesdienst segnen.
Der Arbeitsrhythmus der meisten Menschen heute ist nicht mehr von den Jahreszeiten der Natur abhängig. Das elektrische Licht hat es möglich gemacht, auch im Winter fast normal weiter zu arbeiten. Trotzdem – alle freuen sich, wenn es nun wieder heller wird und „aufwärts geht", auf den Frühling zu. Noch ist zwar der Winter längst nicht vorbei, aber man spürt schon, dass etwas anders wird. Spätestens jetzt kommt der Weihnachtsschmuck und der Christbaum weg – so schön das Fest (hoffentlich) war, jetzt richtet sich der Blick nach vorn!
Von diesem kleinen, noch unscheinbaren Hoffnungsschimmer erzählt auch die Geschichte aus der Bibel (Lk 2,22-40), die zum Fest Lichtmess gehört. Ein junges Paar aus der Provinz bringt ein Baby in den Tempel – und zwei alten Menschen geht ein Licht auf. Simeon und Hannah, die Prophetin, sehen in dem Kind Jesus ein Hoffnungslicht. Ihr eigenes, betagtes Leben und die ganze Welt werden heller: Gott ist da. Die Dunkelheit ist besiegt. Etwas Neues, Gutes kann beginnen!
Vielleicht zünden Sie heute einmal bewusst eine Kerze an – daheim oder in einer Kirche. Lassen Sie sich anstecken von der Zuversicht: Ja, es gibt Hoffnungszeichen, immer wieder! Oft sind sie unscheinbar und leicht zu übersehen. Das Fest „Lichtmess" will uns daran erinnern, achtsam zu sein für die kleinen Zeichen des neuen Lebens, in denen doch so viel Kraft steckt.
Ursula Silber,
Rektorin im Martinushaus Aschaffenburg