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Kundgebung für die Würde des Menschen

So, da haben wir's: „Weißer Sonntag“ und „1. Mai“ an einem Tag. Überhaupt zum ersten Mal seit der „Tag der Arbeit“ begangen wird, fällt er mit dem katholischen Fest zusammen, an dem Kinder in die Gemeinschaft der Eucharistie aufgenommen werden.

Welcher Kontrast: Weiße Kleider oder Rote Fahnen. Kirche oder Gewerkschaft.
Religiöse Rituale im Gotteshaus oder politische Forderungen auf der Straße.
In den letzten Jahren konnte ich für mich persönlich aus dem „oder“ ohne Probleme ein „und“ machen. Doch: Wo werde ich am Sonntag auftauchen?
Ich weiß es noch nicht. Eines will ich mir jedoch vornehmen: Gehe ich zu einer „Erstkommunion“, dann werde ich es auch in innerer Dankbarkeit für den Einsatz der Arbeiterbewegung tun. Für ihren Einsatz gegen Kinderarbeit und für menschenwürdige Lebensbedingungen zum Beispiel.
Gehe ich zur „1.-Mai-Kundgebung“, dann werde ich es auch in innerer Dankbarkeit für den Einsatz der christlichen Kirchen tun. Für ihren Einsatz gegen Kinderarbeit und für menschenwürdige Lebensbedingungen zum Beispiel.
So oder so erhoffe ich mir „Kundgebungen“ dafür, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.

Eine treffende Umschreibung übrigens für die Aussage der weißen Gewänder, die vielerorts von den Kommunionkindern getragen werden. Sie erinnern an das Taufkleid, in dem den jungen Christen von Gott her höchste Würde zugesprochen wurde.
Im Sinne einer „Politischen Theologie“ sehe ich noch einen weiteren tiefen Bezug der beiden Feiertage, die heuer durch den späten Ostertermin zusammenfallen. Johann B. Metz sieht in der „gefährlich-befreienden Erinnerung“ einen Wesenskern christlicher Kirche. Auf die Eucharistie bezogen: Wer an der Vergegenwärtigung des letzten Abendmahls Jesu teilnimmt, begibt sich in die Nachfolgegemeinschaft dessen, der seinen Weg für Menschlichkeit und Lebensfülle konsequent und mutig bis zum Ende gegangen ist – und darüber hinaus. Es gab und gibt nicht wenige Christinnen und Christen, die sich exakt aus dieser „gefährlichen Erinnerung“ heraus der Arbeiterbewegung angeschlossen haben. Für sie gehen weißes Kleid und rote Fahnen sehr gut zusammen.