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Kirchliches Dienstleistungszentrum für die Region

Ein katholisches Bildungshaus für Aschaffenburg - davon träumte bereits in den 50iger Jahren der damalige Pfarrer von St. Agatha, Dr. Edmund Erhard. 1967 wurde dann der Verein "St. Martinus - Haus in Aschaffenburg e.V." gegründet, mit dem die Idee an Fahrt aufnahm.
"In dieser Zeit gab es eine gewisse Aufbruchsstimmung in der Kirche und in der Gesellschaft, einige Vortragsreihen starteten in der Region und Pfarrer Scherf als damalige Vorsitzende des Martinushaus e.V. war es ein Anliegen, einen festen Ort für die kirchliche Bildungsarbeit zu haben", sagt Michael Pfeifer, Bildungsreferent und stellvertretender Rektor im heutigen Martinushaus.
Doch es dauerte noch fünf Jahre, bis aus dem Traum Wirklichkeit wurde. Am Martinstag, den 11. November 1972 schließlich konnte Bischof Josef Stangl das Haus einweihen und erwies damit auch dem Namensgeber des Gebäudes die Ehre: der Heilige Bischof Martin von Tours ist auch Schutzpatron der Stadt Aschaffenburg und er wird schnell zum Markenzeichen des Hauses, das sich als Katholisches Bildungs- und Sozialzentrum am Untermain versteht. Denn auch wenn die Erwachsenenbildung die Motivation war, die Planungen voranzutreiben, gab es von Anfang an weitere Institutionen unter dem Dach des Neubaus. Das Freizeitheim bot offene Jugendarbeit für Jungen und Mädchen an, es gab Räume für die Seniorenbetreuung, kleinere Tagungsräume und einen großen Saalbau mit Platz für bis zu 500 Personen. In einem Teil des Hauses waren soziale Dienste wie die Familien- und Eheberatung, die Jugend- und Erziehungsberatung, die Caritas-Geschäftsstelle und die Katholische Arbeitnehmerbewegung untergebracht. Keinen Platz mehr fanden das Bischöfliche Jugendamt und die Christliche Arbeiterjugend, die deswegen in ein in der Nähe gelegenes Gebäude in der Erthalstraße untergebracht werden mussten.
Gebaut wurde auf dem Areal der Pfarrei St. Agatha, die dafür Nutzungsrechte und Räumlichkeiten erhielt. Das Martinushaus bildete gemeinsam mit dem schon etwas früher erbauten Kolpinghotel einen Gesamtkomplex. Mit der Eröffnung des Hauses kamen nach einer kurzen Phase in den 30iger Jahren auch die Pallottiner wieder nach Aschaffenburg zurück. Pater Josef Danko SAC wurde erster Rektor des Hauses, Pater Dieter Speidel Leiter des Bischöflichen Jugendamtes. 1979 übernahm mit Pater Arnold Hartlaub ein weiterer Pallottiner die Pfarrei St. Agatha.
Doch die Geschichte blieb nicht stehen: Anfang der 90iger Jahren wurde das Kolpinghotel geschlossen und nach einer Umbauphase zogen dort das Bischöfliche Jugendamt und mehrere Fachstellen der Caritas ein. 1996 ging mit Dr. Gabriele Lautenschläger als neue Rektorin die Zeit der Pallottiner im Martinushaus zu Ende. Dann wurde der bauliche Zustand des Hauses immer kritischer: Verschleißerscheinungen im sanitären Bereich, ein undichtes Flachdach und die Feststellung, dass das Gebäude mit Schadstoffen belastet ist machten eine Grundsatzentscheidung notwendig. Da eine Sanierung sich nicht rechnete wurde 2002 das alte Haus abgerissen und 2005 mit einem von Architekt Otto Huttner entworfenen Neubau wiedereröffnet. Der Rektor damals war Pfarrer Stefan B. Eirich, der 2011 nach sewinem Wechsel zum Zentralkomitee der Deutschen Katholiken von Dr. Hildegard Gosebrink abgelöst wurde. Heute hat sie die Leitung des Hauses und ist auch für die Bildungsarbeit des von "Martinushaus" in "Martinusforum" umbenannten Vereins verantwortlich.
Nach ihren Worten wird das Haus nach wie vor dringend gebraucht. Gerade in einer Zeit, in der Kirchengemeinden auf Pfarreiengemeinschaftsebene zusammen arbeiten müssen, können die Angebote des Hauses und auch speziell die der darin verorteten Erwachsenenbildung nach ihren Worten eine wichtige Ergänzung sein. "Je größer die Pfarreienverbände werden, desto weniger Zeit haben die Hauptamtlichen vor Ort, sich um inhaltliche Fragen zu kümmern", sagt die 43jährige Theologin. Darüber hinaus sei die Hürde, ein Angebote des Martinushauses zu besuchen, für kirchendistanzierte Menschen niedriger. Selbstverständlich haben sich auch die Arbeitsformen gewandelt. "Heute weiß man, dass Bildung mehr ist, als Vorträge halten. Man spricht vom lebensbegleitenden, lebenslangen Lernen und weiß, dass viele andere Formen letztlich nachhaltiger sind als Frontalvorträge", sagt Gosebrink. Konkret heißt das, dass die Arbeit mit kleineren Gruppen und über einen längeren Zeitraum an Bedeutung gewonnen hat. So hat Gosebrink beispielsweise in diesem Jahr eine gut besuchte Veranstaltungsreihe zum Glaubensbekenntnis gehalten, bei der das Hauptziel war, sich mit den Teilnehmern auf einen Weg zu machen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Methoden wie Bildbetrachtung, Kleingruppen- und Bibelarbeit, aber auch Tanz und Meditation helfen dabei. Doch die bewährten Vortragsreihen wie das Dienstagsgespräch finden sich auch weiterhin im Programm, ebenso die Fahrten zu Zielen mit kulturellen und religiösem Charakter.
Den typischen Martinusforum - Besucher gibt es nicht, sagt Gosebrink: "Das ist gerade die Chance des Martinushauses, dass wir je nach Veranstaltungsformat und -inhalt verschiedene Zielgruppen erreichen." Das Spektrum ist dementsprechend weit gefächert: man findet im Programm von religiösen über politischen bis hin zu kulturhistorischen Themen und praktischer Lebenshilfe fast alles, was das Leben zu bieten hat. Und die Vielfalt bewährt sich: 2011 konnte man bei über 200 Veranstaltung etwas mehr als 7000 Besucher begrüßen.
"Es ist so etwas wie unser Alleinstellungsmerkmal, dass es bei uns so kunterbunt zugeht", so die Rektorin. Kunterbunt ist ja auch das Konzept des gesamten Hauses, das bis heute vielen weiteren Organisation von der Caritas über die Familienseelsorge bis hin zur offenen und verbandlichen Jugendarbeit ein Dach bietet. Für die Zukunft will Gosebrink die Zusammenarbeit über die einzelnen Dienststellen hinweg noch weiter forcieren. Und der stellvertretende Rektor Pfeifer ist sich sicher, dass das Haus mit seinem breiten Angebot und mit seiner Lage mitten in der Stadt auch in Zukunft gebraucht wird: "Je mehr sich kirchliche Arbeit auf Schwerpunkte konzentrieren wird, um einfach auch professioneller zu werden und bestimmte Zielgruppen ansprechen zu können, umso mehr spielt dieses Haus eine wichtige Rolle", so der Theologe. Für ihn ist das Haus als kirchliches Dienstleitungszentrum bereits heute so etwas wie ein zentrales katholisches Gemeindezentrum der Stadt Aschaffenburg. 
Ein Symbol katholischer Identität ist das Martinushaus in den letzten vier Jahrzehnten auf jeden Fall geworden. Die Mitarbeiter in den verschiedenen Fachstellen haben über die Jahre hinweg immer wieder neue Interpretationen gefunden, wie sie den Auftrag umsetzen, der ihnen bei der Grundsteinlegung des ersten Baus mitgegeben wurde: „Die Menschen menschlicher und gottesfürchtiger werden lassen.“


Feierlichkeiten  zum Jubiläum:

Das Martinushaus feiert sein Jubiläum am 9. November mit einer bunten Jubiläumsnacht. Von 19 bis 24 Uhr ist das Haus geöffnet, bietet die verschiedenen Einrichtungen Kunst und Kultur, Workshops und Meditation.

Anlässlich des Jubiläums wird ab dem 9. bis einschließlich 30. November auch eine Ausstellung mit Plänen, Fotos und alten Ausstattungsgegenständen des Martinushaus zu sehen sein. Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag, 8. November um 19.30 Uhr im Foyer.

Am Sonntag, den 11.11. wird ein Festgottesdienst mit Domkapitular Helmut Gabel die Feierlichkeiten abrunden. Musikalisch gestaltet wird dieser Gottesdienst vom Dekanatsjugendchor unter der Leitung von Stiftskantor Andreas Unterguggenberger.  Als Abschluss des Tages findet um 19 Uhr in der Stiftskirche eine Große Vesper im byzantinischen Ritus statt.


Einen Interview mit der Rektorin Dr. Hildegard Gosebrink und ihrem Stellvertreter Michael Pfeifer finden Sie unten zum Download.