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Kreuzwort vom 27. März 2021

Jede Menge Mitläufer

Die politische Fasnacht Mainzer Prägung lebt aus der gekonnten Beobachtung und Pointierung gesellschaftlicher und kultureller Vorgänge. Jüngst trat in der Sendung „Mainz bleibt Mainz“ wieder die legendäre „Moguntia“ - alias Johannes Bersch - auf. Seine Interpretation zu den Querdenkern und den derzeit stattfindenden Demonstrationen gipfelte in der Bemerkung: „Ja bei den ganzen Protestmärschen hört man immer wieder, da sind ja jede Menge Mitläufer dabei, die gar nicht wissen, für was da überhaupt marschiert wird. Also im Grunde ist es nicht viel anders wie bei jeder Fronleichnamsprozession.“

Die witzige Aussage hat mich zunächst amüsiert, dann aber nachdenklich gemacht. Ja dann auch jede Menge Mitläufer bei der Palmprozession?
Vor einigen Jahren plante ich eine Israelfahrt, deren krönender Abschluss die Teilnahme unserer Gruppe an der Jerusalemer Palmprozession bilden sollte. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Endlich an historischer Stätte dabei sein, endlich einmal so richtig Palmsonntag feiern.
Jede Menge Mitläufer, die nicht wissen, was geschieht?
Die Reise nach Israel fand nicht statt und ich kam gar nicht in die Verlegenheit, diesen vermeintlichen Höhepunkt - wie vorphantasiert - genießen zu dürfen. Denn hätte ich dort, vor historischem Hintergrund, wirklich mehr erlebt oder verstanden?
Der Palmsonntag ist gewiss in der Tradition der Kirche ein Tag mit Inszenierung. Das darf er auch sein. Aber das ist zunächst nur der äußere Rahmen, der Rahmen vielleicht auch nur für Mitläufer.
Aber, aus dem Mitläufer kann im besten Sinne des Wortes ein Aktivist werden. Ein Aktivist, der schlicht „nur“ wahrnimmt, dass Jesus da ist. Der wahrnimmt, dass ich selbst eigentlich die Stadt Jerusalem bin, in die Jesus einziehen will. Ein Jerusalem, nicht einfach als stilisierte Stadt des Friedens, sondern ein Jerusalem mit all seiner Zerrissenheit, Aggression, Brutalität - und meinen Fragen. Eben mein Jerusalem, ich selbst nämlich, der den Einzug des König des Friedens in sein Herz nötig hat.

Ein Herz, das noch entdecken kann, dass auch andere Herzen sich dem König des Friedens öffnen. Herzen, die gemeinsam an diesem Tag zaghaft und sehnsuchtsvoll rufen: „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ (Mk 11, 9) Ganz ohne Pathos, auch ohne Prozession und Palmen, aber echt!

Martin Heim, Stadtdekan in Aschaffenburg