Im Evangelium vom Sonntag (Lukas, Kap. 15) erzählt Jesus nämlich auch von solchen „Kleinigkeiten“: Einem Hirten läuft aus seiner Herde ein Schäfchen davon. Der Hirt lässt nicht locker, bis er das Schaf wiederfindet. Seine Freude darüber teilt er mit seinen Freunden, sie feiern den guten Ausgang der Geschichte. Und dann ist da die Frau, die ein Geldstück verliert und das ganze Haus auf den Kopf stellt, bis es wieder auftaucht. In ihrer Freude trommelt sie alle Nachbarinnen und Freundinnen zusammen. Übertrieben? Würden Sie so einen Aufstand betreiben, nur, weil sie ihren Schlüssel wiedergefunden haben? Vielleicht braucht es ja kein äußerlich aufwändiges Fest sein – aber innerlich dürfen wir ruhig öfter feiern, wenn etwas gelingt. Feiern ist ein Ausdruck echter Freude und – Dankbarkeit. Die dritte Geschichte, die Jesus erzählt, handelt vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater. Nachdem der Sohn von zuhause abgehauen ist und sein ganzes Geld verschwendet hat, kommt er zerknirscht wieder zu seinem Vater. Und dieser weist ihn nicht etwa ab, sondern ist voll Freude und Dankbarkeit, sein Kind wieder zu haben. Deshalb wird dann richtig gefeiert. Feiern, das ist für mich nicht ein lautes, übertriebenes „auf die Pauke hauen“. Es ist vielmehr eine innere Haltung, eine Lebenseinstellung. Ich feiere das Leben. Es gibt (besonders zur Zeit) so vieles, das einem die Feierlaune verderben kann. Gerade deshalb will ich die „Kleinigkeiten“ umso mehr schätzen, mich an ihnen freuen und sie feiern! Das gibt mir Kraft, weniger Feiernswertes auszuhalten. Wenn ich genau hinsehe, finde ich fast jeden Tag einen Grund zum Feiern. Auch Ihnen wünsche ich möglichst viele solcher Feier-Momente in Ihrem Alltag!
Kerstin Gerlach
Pastoralreferentin im Team der ökumenischen Klinikseelsorge am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau