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Im Mittelpunkt stehen die Angehörigen und eine angemessene Gedenkkultur

Die Frage alternativer Bestattungsformen wird in Aschaffenburg zur Zeit angeregt diskutiert. Dem Stadtrat liegt ein Antrag auf Einrichtung eines Friedwaldes vor. Pfarrer Stefan Eirich, Rektor des Aschaffenburger Martinushauses und stellvertretender Dekan, erklärt im nachfolgenden Interview die katholische Position zu diesem Antrag.

Zeichnet sich ein Verfall der Begräbniskultur ab?

Von einem „Verfall“ der Begräbniskultur zu reden, ist unzutreffend. Vielmehr findet gegenwärtig eine Individualisierung der Sepulkralkultur statt; die Friedwaldbewegung stellt hier eine von vielen Facetten dar. Ich begreife diese Entwicklung als wichtigen Anstoß für die Kirchen, mit ihrer Art der Bestattung und Trauerbegleitung noch mehr und besser auf die Bedürfnisse heutiger Menschen in der Extremsituation des Todes einzugehen.

Was sind ihrer Meinung nach die Gründe für die neuen Entwicklungen bei der Trauerkultur?

Nach Auskunft des Gründers der Friedwaldinitiative Hans Adam von Schulzendorff liegt die Zahl der Menschen, die sich für eine Bestattung im Friedwald entscheiden, noch weit unter einem Prozent aller jährlich in Deutschland anfallenden Beerdigungen. Die Entscheidung für diese Form hat meines Erachtens folgende Gründe:
- die Angehörigen sollen vom üblichen Aufwand konventioneller Grabpflege entlastet werden
- die im Vergleich zum Friedhof überschaubaren Kosten und Vorschriften
- der moderne Trend zu einer alternativen und selbstbestimmten Begräbnisform
- bei einer Minderheit auch ein besonderes Verhältnis zur Natur bis hin zur Vorstellung von Wiedergeburt.

 

Wie steht die Kirche zur Friedwald-Idee?

Die christlichen Kirchen - in Aschaffenburg in der Gemeinschaft des Arbeitskreises christlicher Kirchen (ACK) – distanzieren sich dort ausdrücklich von der Friedwald-Idee, wo diese 1. die Anonymität der Bestattung mit anbietet und 2. esoterischen bzw. reinkarnatorischen (= Wiedergeburts-) Vorstellungen huldigt.
Mit Sorge betrachten die Kirchen die durch die ortsferne Lage vieler Friedwälder erschwerte, wenn nicht sogar unmöglich gemachte Trauerarbeit gerade für ältere Hinterbliebene. Die Kirchen betonen, dass der Tod auch räumlich und damit sichtbar für die Lebenden zum Leben gehört: nur so kann Leben gelingen. Mit den Friedwäldern wird der Tod nicht nur wie bisher an den Stadtrand gedrängt, sondern verschwindet völlig aus der Wahrnehmung des Alltags.


Wird es in der nächsten zeit einen "christlichen Friedwald" geben,  in dem christliche Begräbnisriten abgehalten werden können? 


Angesichts dieser Bedenken werden die Kirchen die Anlage selbst eines christlichen Friedwaldes nicht forcieren. Über dessen Realisierung wird mit der Abstimmung im Stadtrat über den entsprechenden Antrag der Grünen-Fraktion entschieden. Die Kirchen werden sich, wie bereits in Langenprozelten, Flörsbach und auf dem Schwanberg, selbstverständlich nicht christlich geprägten Bestattungen in Friedwäldern versagen. Im Mittelpunkt stehen die trauernden Angehörigen und eine angemessene Gedenkkultur.