Körperlich an einem Ort zu sein und in Gedanken ganz woanders, das verhindert, dass ich den Augenblick wahrnehme. Schwer kranke Menschen – wie zu Lebzeiten auch Guido Westerwelle - erinnern uns daran, dass es im Leben darauf ankommt im Augenblick zu sein. Das bedeutet inne zu halten, ganz bei sich zu sein und mit allen Sinnen den Moment zu spüren. Das fällt leichter in Zeiten, in denen der Augenblick Genuss verspricht: die Sonne auf der Haut zu spüren, in die Farben der aufblühenden Natur einzutauchen oder Essen und Trinken zu genießen. Im Augenblick zu sein ist schwerer bei körperlichen und seelischen Schmerzen, in der Trauer und bei Wut und Verzweiflung. Gleichzeitig hilft es auch in schweren Zeiten zu akzeptieren, dass es jetzt so ist, wie es ist, wenn die schwierigen Gefühle und Bilder für Augenblicke zugelassen werden. Es kann auch über schwere Zeiten helfen, wenn Augenblicke des Durchatmens und des Genießens erlebt werden können.
Den Augenblick spüren zu können heißt das Leben zu spüren und eine Ahnung zu bekommen, welch großartiges Geschenk es ist, zu leben. Das Geschenk des Augenblicks macht uns und unser Leben reich.
Und das wünsche ich Ihnen: das Wunder und den Reichtum des Lebens zu leben. Denn auch der/die Schreiber/in der Zeile in der Bibel sagt uns noch heute: „Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!" (Jesus Sirach 14,14)
Christiane Knobling
Leiterin der Ökumenischen TelefonSeelsorge Untermain, Aschaffenburg