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Kreuzwort am 8. Mai 2021

Hoffnung säen

Lange war es ja viel zu kalt, aber jetzt endlich ruft die Gartenarbeit. Die Beete werden aus dem Winterschlaf aufgeweckt, in die krümelige Erde stecke ich Zwiebeln und lege ein Samenkorn nach dem anderen in die mehr oder weniger geraden Furchen. Dabei geht mir eine Gedichtzeile durch den Kopf: „Heute - in die Furchen des Tages Hoffnung säen“ (Christa Peikert-Flaspöhler). Wer sät, hat Hoffnung, dass etwas keimen und wachsen, blühen und Frucht bringen wird. Ohne diese Hoffnung wäre Gartenarbeit nicht zu denken!

Aber kann man auch Hoffnung säen? Gerade jetzt – in diesen Wochen, in denen sich die Corona-Pandemie hinzieht und es so schwerfällt, dass ich meine Hoffnungen auf ein Treffen mit Freunden, auf einen Konzertbesuch oder einen Ausflug immer wieder vertagen muss? „Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank – die Erfüllung eines Wunsches ist wie ein Lebensbaum!“, sagt die Bibel (Spr 13,12).

Deshalb sind die kleinen Hoffnungs-Samen im Alltag so wichtig. Manche gehen auf, ohne dass ich etwas dazu getan habe: Ganz plötzlich blüht überall der Löwenzahn mit tausend kleinen Sonnen auf der Wiese. Ein Geschäftspartner legt seiner Warensendung eine Osterkarte mit einem Gruß bei. Der Gärtner auf dem Markt schenkt mir ein paar Tulpen extra. Für andere Hoffnungszeichen kann ich selbst die Furchen ziehen: Mit einer Kollegin treffe ich mit mittags statt im Restaurant im Freien – eine Butterbrezel tut’s auch, wenn man sich nur treffen kann. Mit Briefen, Videokonferenzen und ab und zu einem Päckchen versuche ich, Kontakt zu Familienmitgliedern zu halten, die in „Hotspots“ wohnen. Ich gönne mir Vorfreude – vielleicht wird es dann doch nicht möglich sein, was ich plane. Aber die Vorfreude lasse ich mir nicht nehmen.
Alle diese kleinen Dinge geben meinem Herzen wieder Mut, weil sie zeigen: Das Leben lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Die Menschlichkeit ist noch nicht tot. Und mit unsichtbaren Fäden bin ich eingewoben in ein Netz aus Beziehungen, das mich und vielleicht auch die anderen trägt.

„In die Furchen des Tages Hoffnung säen“ – das tue ich für die anderen, aber auch für mich. Ich wünsche mir, dass daraus ein Lebensbaum wächst, stark und grün. Die Osterzeit ist eine gute Zeit, um das zu üben: Das Leben ist stärker als der Tod. Gott hat mir darauf sein Wort gegeben!

Dr. Ursula Silber
ist Rektorin für Bildung und Konzeption im Martinushaus Aschaffenburg